Academia.eduAcademia.edu
MARKUS EGG · MAYA HAUSCHILD · MARTIN SCHÖNFELDER ZUM FRÜHLATÈNEZEITLICHEN GRAB 994 MIT FIGURAL VERZIERTER SCHWERTSCHEIDE VON HALLSTATT (OBERÖSTERREICH) Anlass für eine neuerliche Beschäftigung mit Grab 994 von Hallstatt, das zuletzt W. Dehn 1970 anlässlich der Ausstellung »Krieger und Salzherren. Hallstattkultur im Ostalpenraum« besprochen hat 1, war die galvanoplastische Abformung des Schwertes auf Wunsch der Wiener Kollegen und damit verbunden die erneute Restaurierung in den Werkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseum im Jahre 2005 2. Dabei wurden auch eine aufwändige fotografische Dokumentation dieses herausragenden Stückes vorgenommen. Im Mittelpunkt des Aufsatzes von W. Dehn hatte der damals neu restaurierte Siebtrichter gestanden; hier sollen Schwert und Scheide besonders gewürdigt werden, nicht ohne auch die anderen Beigaben neu zu bewerten. FUNDGESCHICHTE Über die Fundgeschichte des Grabes 994 von Hallstatt liegen im Gegensatz zu den unter der Leitung von J. G. Ramsauer zwischen 1846 und 1863 durchgeführten Ausgrabungen in Hallstatt nur sehr spärliche Informationen vor. E. v. Sacken verdanken wir den ersten und einzigen Bericht zur Auffindung dieses bedeutenden Grabfundes: Er erwähnt, dass Grab 994 im Zuge von Grabungen unter der Leitung des Bergverwalters Bartholomäus Hutter entdeckt und freigelegt wurde 3, ohne jedoch das genaue Jahr oder gar das Datum der Entdeckung anzugeben. Hutter ließ zwischen 1868 und 1874 einige wenige Gräber aufdecken 4, zu denen auch das hier abzuhandelnde Grab mit der reich verzierten Schwertscheide zählte (Abb. 1). Zur topographischen Lage von Grab 994 wusste E. v. Sacken zu berichten, dass es »am unteren (nördlichen) Ende« des von Ramsauer aufgedeckten Gräberfeldes in dem »gegen die Thalsohle gelegenen Wiesengrunde« zum Vorschein kam 5. Das bedeutet, dass Grab 994 im etwas außerhalb der Nordecke des von Ramsauer ergrabenen Areals angelegt worden sein dürfte, ohne dass die vagen Angaben aber eine präzise Eintragung in eine Karte erlauben würden 6. Der größte Teil der Funde von drei Gräbern aus den Hutter’schen Ausgrabungen, darunter auch die Funde aus Grab 994, kam in den Privatbesitz von E. v. Sacken und erst über Umwege gelangten die Stücke ins Dehn 1970. – Vgl. weitere Diskussionen u. a. bei Pauli in: Hallein 1980, 260-262; Megaw / Megaw 1987, 80ff. – Frey 2004, 648-650. 2 Die Kooperation zwischen dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum besitzt eine lange Tradition; Herrn Anton Kern danken wir für die Zusammenarbeit und Unterstützung. – Wir danken am RGZM Herrn Stefan Patscher für die Restaurierung sowie Frau Julia Ribbeck und Herrn Volker Iserhardt für die zeichnerische und 1 3 4 5 6 photographische Dokumentation. Frau Roswitha GoedeckerCiolek unterstützte uns bei den textilen Spuren. v. Sacken 1875, 2. Kromer 1959, 11. Kromer 1959, Karte 1. Aus diesem Grund findet sich Grab 994 auch auf keinem der Pläne des Gräberfeldes von Hallstatt – vgl. Kromer 1959, Karte 1. – Stöllner 2002, Abb. 145. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 175 Abb. 1 176 Hallstatt Grab 994. Befundplan und Funde nach v. Sacken 1875. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Naturhistorische Museums in Wien 7, wo sie auch heute noch verwahrt werden. Nur das Latèneschwert wurde wegen seiner herausragenden Bedeutung schon 1875 vom Münz- und Antiquitätencabinett in Wien, dem Vorgänger des Kunsthistorischen Museums, erworben und erst 1924 der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museum übergeben. Während über die Lage und Fundgeschichte nur sehr spärliche Angaben vorliegen, wurde von Grab 994 eine Grabskizze angefertigt, die E. v. Sacken publizierte (Abb. 1) 8. Die Zeichnung zeigt einen ovalen Steinkranz, der die Grabgrube einfasste. Dieser Steinkranz verwandelte sich auf wundersame Weise in der Umzeichnung des Grabplanes in der Hallstatt-Publikation von K. Kromer in eine Tonwanne 9, obwohl der Autor im Text ausdrücklich nur von einem Steinkranz berichtet 10. Darin lag in Rückenlage ein Skelett mit dem Kopf im Westen. Das Latèneschwert wurde neben dem rechten Arm deponiert. Der Tote wurde somit nicht mit dem Schwert am Gürtel beigesetzt, sondern die nachweislich in Stoff eingehüllte Waffe neben dem Toten abgelegt. Rechts neben dem Kopf fand sich der bronzene Siebtrichter und links davon der Eisenhelm, der auch nicht vom Toten getragen wurde 11. An den Helm war eine kleine Lanzenspitze ankorrodiert 12. Neben dem linken Arm traten zwei aneinander korrodierte eiserne Lanzenspitzen zu Tage, von denen heute keine mehr vorliegt. Bei der linken Hand lag ein eisernes Haumesser, das vom Rost fast ganz zerstört war. Sehr wahrscheinlich konnte es mit dem damaligen technischen Mitteln nicht geborgen werden, so dass es heute verschollen ist 13; laut der Angaben bei E. v. Sacken soll es wie ein klassisches frühlatènezeitliches Haumesser ausgesehen haben 14. Im Bereich des rechten Knies wurde ein Bronzebügel entdeckt 15, der auch lange als verschollen galt 16. L. Pauli konnte dieses Stück im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz aufspüren und Dank der Zeichnung bei E. v. Sacken sicher identifizieren 17. Neben dem Bügel wurde in die Grabskizze noch ein weiteres Bruchstück eingezeichnet, bei dem es sich möglicherweise um das Fragment eines weiteren Bügels gehandelt haben könnte, zumal die Bügel tatsächlich öfters in Mehrzahl auftreten 18. Bemerkenswerterweise blieben auch Teile des Skelettes (Femur, Tibia und Hüftbein) aus Grab 994 von Hallstatt erhalten. In der anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien werden mehrere Skelettreste aus den Grabungen des Bergverwalters B. Hutter verwahrt und auf einem findet sich die Aufschrift »aus dem Grab mit dem schönen Schwert«, wobei es sich eigentlich nur um Grab 994 handeln kann 19. Laut Analysen von W. Ehgartner und Ä. Kloiber handelt es sich um das Skelett eines erwachsenen Mannes mit einer Körpergröße von ca. 1,71 m. Das Skelett aus Grab 994 fiel durch seine ungewöhnlich grazile Gestalt auf. Die Anthropologen drückten das wie folgt aus: »Zwar ist der Mann keineswegs muskelschwach gewesen, doch reicht er an Stärke des Knochenbaues nicht im entferntesten an die meisten anderen hallstättischen Skelette heran« 20. Sie schlossen daraus, dass es sich um keinen schwer arbeitenden Bergmann gehandelt haben dürfte, sondern um »den Angehörigen einer höheren Gesellschaftsschicht«, was die reichen und qualitativ hochwertigen Beigaben bestätigen. M.E. Kromer 1959, 11. v. Sacken 1875, 2 Taf. 1, 1. – Kromer 1959, 182 Abb. 135. – Dehn 1970, 72 Abb. 1. – Es steht zu vermuten, dass der schon unter J. G. Ramsauer tätige »Salinenzeichner« I. Engel die Skizze angefertigt hat. Zu I. Engel vgl. Wirobal 1996, 31ff. 9 Kromer 1959, Abb. 135. – Dehn 1970, Abb. 1. 10 Kromer 1959, 182. 11 Helme wurden üblicherweise im Grab nicht in »Trachtlage« beigegeben, sondern wie die meisten Waffen im Grab deponiert (vgl. Schaaff 1973, Taf. 12-15). 12 v. Sacken 1875, 3. – Kromer 1959, 183. – Dem war auch noch 7 8 13 14 15 16 17 18 19 20 so, als der Helm 1970 zur Restaurierung nach Mainz eingeliefert wurde (Abb. 2). Im Zuge der Restaurierung wurde das Lanzenspitzenfragment abgenommen. Kromer 1959, 182. v. Sacken 1875, 4 Taf. 1, 5. v. Sacken 1875, 12 Taf, 1, 4. Kromer 1959, 182. Pauli 1980, 356 Abb. 2, 14-14, a. Pauli 1980, 354ff. Abb. 1-2 – Egg 1999, 330ff. Abb. 8, 4-7; 11. Ehgartner / Kloiber 1959, 29. Ehgartner / Kloiber 1959, 29. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 177 Abb. 2 Hallstatt Grab 994. Eisenhelm vom Typ Berru vor der Restaurierung mit ankorrodierter Lanzenspitze. – (Photo O. Pilko/ J. Schwarz, RGZM). ZUM HELM Der Eisenhelm wurde zwar schon früh abgebildet, aber da er stark korrodiert und nur etwa die Hälfte erhalten geblieben war (Abb. 2), wurde er nur kurz ohne nähere Einordnung beschrieben 21. Erst nach den Restaurierungen 1970 in den Werkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums ließen sich Aussagen zur Form und zum technischen Aufbau dieses Helmes treffen (Abb. 3-4) 22. Er ist ca. 14 cm hoch und sein Durchmesser betrug ca. 19 × 23 cm. Der aus einem Stück Eisen geschmiedete Helm besitzt eine halbkugelige Kalotte, von der ein sehr schmaler Nackenschutz durch eine breite Rippe, die zwei schmale flankieren, abgegrenzt wurde. Über der rechten Schläfe, am Ansatzpunkt des Nackenschutzes blieb ein Niet mit scheibchenförmigem Kopf erhalten, der zur Befestigung eines Häkchens oder eines kleinen Scharniers für den Kinnriemen diente. Vom angenieteten Knauf auf dem Scheitel des Helmes blieb nur der Rest des Nietstiftes erhalten, der Knauf ging verloren; drei konzentrischen Rippenkreise umgaben die Basis. Außerdem war auf der Kalotte ein flächiges Holzstück ankorrodiert, das möglicherweise von Holzeinbauten im Grab herrührte. Alle Eigenheiten des Helms aus Grab 994 von Hallstatt reichten in den 1970er Jahren nicht aus, um ihn typologisch sauber einordnen zu können 23. Laut damals gültiger Lehrmeinung besaßen Helme vom Typ Berru eine spitzkonische Form und sie wurden durchwegs aus Bronze hergestellt 24. Neufunde aus den Gräberfeldern vom Dürrberg bei Hallein belehrten die Archäologen eines Besseren, denn sie gaben zu erkennen, dass Helme vom Typ Berru auch eine niedrige halbkugelige Form besitzen können und dass einige 21 22 v. Sacken 1875, 3f. Taf. 1, 3. – Kromer 1959, 183 Taf. 201, 4. Schaaff 1974, 195ff. Abb. 38 Taf. 83-85. 178 23 24 Schaaff 1974, 195ff. Abb. 38 Taf. 83-85. Schaaff 1973, 81ff. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 Abb. 3 Hallstatt Grab 994: Eisenhelm vom Typ Berru. – 1 Draufsicht. – 2 Seitenansicht. – (Photo O. Pilko/J. Schwarz, RGZM). 2 Exemplare auch aus Eisenblech hergestellt wurden 25. Die Kalottenform und das Metall eigneten sich nicht als primäre Unterscheidungskriterien. Daraus folgte, dass der Eisenhelm aus Grab 994 von Hallstatt zur halbkugeligen Variante des Typs Berru zu zählen ist. Die besten Vergleichsstücke finden sich am Dürrnberg bei Hallein: der Bronzehelm aus Grab 145 vom Dürrnberg (Abb. 5, 1) 26 gibt sehr deutlich die Form der 25 Schaaff 1988, 293. 26 Zeller 1980b, 127 Abb. 17. – Schaaff 1988, 315 Abb. 35-36. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 179 Abb. 4 Hallstatt Grab 994. – Eisenhelm vom Typ Berru. – (Zeichnung J. Ribbeck, RGZM). – M. = 1:2. halbkugeligen Helme vom Typ Berru wieder und vom Dürrnberg liegen fünf frühlatènezeitliche Eisenhelme vor, von denen sich drei dem Typ Berru zuordnen lassen (Abb. 5, 2) 27. Der Hallstätter Helm fällt durch eine sehr schlichte Form und dem sehr schmalen Nackenschutz auf. Es fehlt auch der kurze kegelige Stutzen, der bei den Helmen mit halbkugeliger Helmhaube üblicherweise die Basis für den Knauf bildet. Auch die Zier des Hallstätter Helmes fiel eher schlicht aus und lässt sich nicht mit dem Bronzehelm aus Grab 145 von 27 Schaaff 1988, 293. – Ingesamt liegen fünf Lt A-zeitliche Eisenhelme vom Dürrnberg bei Hallein vor: Aus Grab 28/4, 201, 216b, 220 und 223. Drei lassen sich zweifelsfrei dem Typ Berru 180 mit hoher Kalotte zuordnen. Die Helme aus Grab 201 und 223 besaßen niedrige Kalotten, waren aber sehr schlecht erhalten, so dass eine präzise Bestimmung unmöglich war. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 Abb. 5 Hallein-Dürrnberg. – 1 Hoher Eisenhelm vom Typ Berru aus Grab 28/4. – 2 Niedriger Bronzehelm vom Typ Berru aus Grab145/1. – (Photo O. Pilko/J. Schwarz, RGZM). 2 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 181 Hallein-Dürrnberg mit seiner Korallenzier vergleichen (Abb. 5, 1). Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Grab 994 von Hallstatt um ein Grab mit Helmbeigabe und diese Schutzwaffe stellt ein wichtiges Statussymbol dar. In den meisten Fällen zählen Helmgräber zu den reichsten Bestattungen auf dem jeweiligen Bestattungsplatz. Die besten Beispiele liefern dafür die Wagengräber der Champagne 28 aber auch Grab 44/2 von Hallein-Dürrnberg, das als eine der reichsten Bestattungen aus diesem Salzbergwerkszentrum auch einen Bronzehelm vom Typ Berru enthielt 29. Die Datierung der Berru-Helme in die Frühlatènezeit gilt als allgemein akzeptierte Lehrmeinung 30. Der Großteil der Berru-Helme datiert in die Stufe Lt A und nur einige wenige datieren an den Übergang zu Lt B1. Die Verbreitungskarte der Helme vom Typ Berru zeigt eine recht weite Streuung, die von der Champagne bis nach Ungarn und von Mittelitalien bis an den Main reicht 31. Fundkonzentrationen finden sich in den Gräbern der Champagne und im salzburgisch-oberösterreichischen Gebiet mit Hallein-Dürrnberg als Zentrum. Die beiden weit auseinander liegenden Häufungen verbinden vereinzelte Helmfunde aus Flüssen. Eine eigene Gruppe bilden die schweren, vorgegossenen Berru-Helme aus Italien 32. Da nur wenige Helme mit gut überliefertem Fundkontext vorliegen, ist eine profunde Bewertung dieser italischen Variante der Berru-Helme zur Zeit kaum möglich 33; die Frage nach dem Ursprung der Helme vom Typ Berru – wurden sie im keltischen Gebiet nordwestlich der Alpen entwickelt und gelangten von dort nach Italien oder verlief der Ausbreitungsprozess genau umgekehrt – muss bis zur Entdeckung aussagekräftigerer Neufunde offen blieben. Eine eigene Gruppe bilden die aus Eisen verfertigen Berru-Helme. Bislang beschränkt sich ihr Vorkommen auf die beiden Bergwerkszentren Hallein-Dürrnberg und Hallstatt, so dass eine Herstellung im Umland dieser beiden Fundplätze, insbesondere in der Umgebung von Hallein-Dürrnberg, wo allein fünf solche Eisenhelme entdeckt worden sind, als sehr wahrscheinlich gilt. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass es sich bei den eisernen Berru-Helmen um die ältesten Eisenhelme Europas handelt, nur aus dem Vorderen Orient sind Helme aus diesem Material bekannt geworden, die noch älter sind 34. Diese Eisenhelme vom Typ Berru scheinen auch die Keimzelle und den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklungslinie der keltischen Helme, die zum größten Teil aus Eisenhelmen besteht und die zu den Eisenhelmen mit Nackenschutz, ScheiM.E./M.S. telknauf und den neu hinzugekommenen Dreipasswangenklappen führt, darzustellen 35. ZU SCHWERT UND SCHEIDE Das Schwert gehört zu den Ikonen der Frühlatènezeit 36 und zu den bekanntesten Stücken der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien. Organische Auflagen Auf der sehr gut erhaltenen, bronzenen Oberfläche der Scheide hat sich trotz der Restaurierungen, bei denen der Schwerpunkt auf der Rekonstruktion der figürlichen Szene lag, der Abdruck eines Gewebes Schaaff 1973, 81ff. – Schönfelder 2004, 272f.; 2005. Penninger 1972, Taf. 43-48; 90. 30 Schaaff 1973, 90ff. – Ders. 1988, 309ff. Abb. 41. – Schönfelder 2004, Tab. 2. 31 Schaaff 1973, Taf. 11. – Ders. 1988, Abb. 38. Schaaff 1988, 315f. Abb. 37. Schönfelder 2004, 256. 34 Urartu 1976, 78 Nr. 137-138. – Dezsö / Curtis 1991, 105-126. 35 Schaaff 1974, 149ff. – Ders. 1988, 297ff. Abb. 1. 36 Jacobsthal 1944, Taf. 59-60, Nr. 96. 28 32 29 33 182 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) erhalten. Sichtbar sind die vorstehenden Kreuzungspunkte des Gewebes – eines Bandes aus grobem Stoff, wohl in Leinwandbindung (vgl. Beil. 1). Auf der Rückseite sind nur noch sehr geringe Spuren des eisernen Bleches vorhanden, so dass hier keine Aussagen mehr möglich sind; auch die Oberfläche der Schwertklinge ist im Wesentlichen zerstört. Damit war das Schwert wohl nicht dem Toten umgehängt, sondern mit Stoff umhüllt beigegeben, was durch die Eintragung in den Grabplan bestätigt wird. Derartige Umwicklungen wurden bereits häufiger beobachtet, wenngleich Textilreste aus der Frühlatènezeit selten untersucht sind 37. Ein besonderes Beispiel bietet ein Schwert mit Umwicklung aus 2/2 Spitzgratköper aus dem Departement Marne im Musée Rolin in Autun 38. Von 29 untersuchten Trachtgegenstände mit Textilresten aus Gräbern vom Dürrnberg (VB Hallein) besitzen 25 Leinwandbindung und nur vier Köperbindung 39. Trotzdem ist selten zu entscheiden, ob es sich um Überreste der Bekleidung des Toten oder um Stoffe zum Verhüllen der Beigaben handelt, wie es die Umwicklung von Bronzegefäßen aus Alttrier (GHzt. Luxemburg) und aus Grab 1 und 2 vom Glauberg (Wetteraukreis) beispielhaft zeigen 40. Beschreibung und Einordnung des Schwertes Vom Schwert selbst ist kaum etwas bekannt – es steckt noch vollkommen in seiner Scheide. Seine Gesamtlänge kann auf 78,5 cm geschätzt werden. Die Klinge mit geraden Seiten, wohl mit flachovalem Querschnitt ist 6,1 cm breit, die Spitze füllt das Ortband vollständig aus (Abb. 6). Die Griffangel, an der sich zur ihr parallele Holzspuren erhalten haben, besitzt einen flach-rechteckigen Querschnitt und verjüngt sich zum Griffende hin; der Griff schaute 11,7 cm aus der Scheide heraus. Eventuelle Nieten eines organischen Griffs sind nicht überliefert. Das Ende des Griffs besteht aus einem birnenförmigen Bronzekopf, aus dem seitlich jeweils ein Vogelkopf mit deutlich betonten und ehemals wohl mit kleinen Korallen eingelegten Augen sowie einem Schnabel herauswachsen (Br. 3,5 cm; Abb. 7, 1). Derartig figürlich verzierte Griffabschlüsse sind für die Stufe Lt A selten; ein weiteres Exemplar ist aus Grab 11 von Herzogenburg-Kalkofen (Niederösterreich) bekannt (Abb. 7, 2) 41. Ein direkter Bezug zu jüngeren anthropoiden Schwertgriffen ist allerdings nicht herzustellen: Bei dem Stück aus Hallstatt stehen die beiden Vogelköpfe im Vordergrund, nicht das birnen- (oder kopf-)förmige Mittelteil. Auch mit dem Kopf mit Blasenkrone am Schwert aus Hügel 6 von Bescheid ist nur eine allgemeine Verwandtschaft festzustellen 42. Später, in der Stufe Latène B, schließen häufiger auf die Griffangel genietete, propellerförmige Eisenbleche den Griff ab, die in Latène A noch selten sind 43 und vielleicht auf die seitlichen Verzierungen der Exemplare von Hallstatt und Herzogenburg-Kalkofen zurückzuführen sind. Vgl. bes. für die Champagne: Rozoy / Masurel in: Rozoy 1987, 349f. – Banck-Burgess 1999, 215f. – v. Kurzynski 1996, 36f. 38 Schönfelder 2007. – Musée Autun, Collection M. de Romizowski, don 1953. 39 Hundt 1974. 40 Thill 1972, 497. – Bartel 1997. – Zum allgemeinen Phänomen: Banck-Burgess 1999, 18ff., zur Umwicklung hallstattzeitlicher Schwerter und Dolche 24ff. – Zur Mikrostratigraphie frühlatènezeitlicher Gräber vgl. die Untersuchungen von S. Ehlers in: Nortmann / Ehlers 1995, 69-142 bes. 120ff. – Vgl. Textilreste auf folgenden Schwertscheiden: Remmesweiler (Haffner 1976, Taf. 8, 3; 139), Franzhausen (Neugebauer 1996, 390 Abb. 10, 14), Herzogenburg »Kalkofen« Grab 11 (Neugebauer / Gattringer 1981, Abb. 33, 1b). 37 Neugebauer / Gattringer 1981, 21 Taf. 33; 50, 2-3; auch dieses Schwert weist bronzene Scheidenelemente auf, wenngleich die Bleche aus Eisen gefertigt sind. – Megaw 1981, 39-41. 42 Haffner 1999. 43 Flügelblech z.B. noch in Branov: Sankot 2003, 18 Abb. 2, 1D; Taf. 1, 1A; massiver Knaufabschluss noch bei Glauberg Hügel 1 Grab 2: Rätsel 2002, 156 Abb. 121 – Für Lt B vgl. z.B. die Zusammenstellung bei Rapin 1999. Er unterteilt die Lt B-Schwerter und -Scheiden in zwei grundsätzliche Gruppen: Scheiden ohne Mittelrippe, zwei großen Nieten am Scheidenmund sowie Schwert mit flacher Klinge, genietetem Schwertgriff und Flügelblech als oberer Abschluss bzw. Scheiden mit Mittelrippe, Drachenzier am Scheidenmund sowie Schwertklinge mit Mittelrippe und einfachem Griff. 41 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 183 Abb. 6 Hallstatt Grab 994: Eisenschwert mit Ortband und Vorderseite der Scheide aus Bronze. – (Photo V. Iserhardt, RGZM). – M. ca. 1:3. 2 Abb. 7 1 Hallstatt Grab 994, Schwert: Griffangel (M. ca. 2 : 3; Photo V. Iserhardt, RGZM). – 2 Herzogenburg-Kalkofen Grab 11 (Niederösterreich): Knauf (Detail M. = 2:1; nach Neugebauer 1981). 1 Beschreibung und Einordnung des Ortbandes Das bronzene Ortband besteht aus zwei Teilen: Der untere Teil wird durch zwei S-förmigen Drachen charakterisiert, die am oberen Ende in plastisch verzierten Köpfen von Fabelwesen enden (Abb. 8, 1. 3). Hinten verbindet ein unterer Querbügel beide Seiten auf der Höhe der Drachenohren (Abb. 8, 2); das Röntgenbild zeigt, dass er ursprünglich auf 0,5 cm unterbrochen war (Gussfehler?), was man aber mit einer Nietverbindung überbrückte. Die seitlichen Schienen des Ortbandes, die Vorder- und Rückseite der Scheide zusammenhalten, enden erst nach 23,2 cm. Ein oberer Querbügel auf der Rückseite ist abhanden gekommen; von ihm sind vorne wohl maskenverzierte Klammerreste erhalten geblieben. Die Vorderseite des unteren Ortbandabschnittes ist halbrund und plastisch sowie bis auf die Tierköpfe unverziert; die Rückseite hingegen ist flach, besitzt aber hinten ein einfaches, nicht unbedingt perfektes eingraviertes Mäandermuster, das vielfach schon abgewetzt wirkt. Verzierungen auf der Rückseite finden sich z.B. auch an der Scheide aus Kruft (Kr. MayenKoblenz) oder aus Renningen (Lkr. Böblingen) 44. 44 Joachim 1984, 398 Abb. 1. – Bittel / Kimmig / Schiek 1981, 450. Abb. 8 Hallstatt Grab 994, Schwert: Ortband (1) Vorder- (3) und Rückseite (2). – (Photo V. Iserhardt, RGZM). – M. ca. 1:1. 184 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 2 3 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 185 Fundort Bronzebestandteile der Schwertscheide Ortband Fundumstände (in Klammern: besondere Statussymbole) Literatur Somme-Bionne, Wagengrab (Dép. Marne) Vorderseite und Ortband aus Bronze Kleeblatt in enger Stellung Grab (Wagen, Schnabelkanne, Goldtrinkhornbeschläge, attische Trinkschale) Stead / Rigby 1999, Taf. 147 Weiskirchen Hügel II (Lkr. Merzig-Wadern) Ortband aus Bronze, Korallen- und Goldauflage Kleeblatt in enger Stellung Grabhügel (Goldtrinkhornbeschläge, Stamnos, Schnabelkanne) Haffner 2000 Heinzerath Hügel 1, Grab 1 (Lkr. Bernkastel-Kues) Ortband Kleeblatt in enger Stellung Grabhügel Haffner 1976, Taf. 19, 1 Dürrnberg Grab 342/1999 (Salzburg) Ortband Kleeblatt in enger Stellung Grab Zeller 2003, 546 Abb. 20 Kamenný Újezd (okr. České Budějovice) Ortband (unpubl.) Kleeblatt in enger Stellung Unbekannt Sankot 2003, 80 Abb. 14, 3 Seesbach Hügel 3 (Lkr. Bad Kreuznach) Ortband Kleeblatt in enger Stellung Grabhügelnachbestattung Behrens 1920, 20f. Abb. 14 Wallerstädten (Lkr. Groß-Gerau) Ortband Kleeblatt in enger Stellung Grabhügelnachbestattung (Goldohrring) Schnellenkamp 1932, 60 Abb. 3, 4 Eberdingen-Hochdorf (Lkr. Ludwigsburg) nur Ortband erhalten Kleeblatt in enger Stellung Siedlung Biel 1990, 92 Abb. 52 Biebelnheim (Lkr. Alzey-Worms) Ortband Kleeblatt in besonders enger Stellung Grab Museum Alzey, Restaurierung RGZM Dürrnberg Grab 350/3 (Salzburg) Ortband Kleeblatt in besonders enger Stellung Grab Ausgrabungen Dürrnberg 2000; Restaurierung RGZM Renningen (Lkr. Böblingen) nur Ortband erhalten, mit Einlagen Kleeblatt in enger Stellung, mit Blattdekor Unbekannt Bittel / Kimmig / Schiek 1981, 450 Abb. 357 Dürrnberg, FP 114 (Salzburg) nur Unterteil erhalten Kleeblatt in enger Stellung, mit zusätzlichen Fischblasen Grab Zeller 1992, 104 Abb. 4 Bescheid Hügel 6 (Lkr. Trier-Saarburg) Ortband Dreieckiges Ortband mit Zierscheibenende, ohne Durchbrüche Grabhügel (Wagen, Goldscheibe, -trinkhornbeschläge) Haffner 1999 Hallstatt Grab 994 (Oberösterreich) Vorderseite und Ortband S-Klammer-Band mit oberen Tierköpfen Grab (Helm, Siebtrichter) Straubing, Ziegelei Jungmeier (Lkr. Straubing-Bogen) Ortband S-Klammer-Band Siedlung Krämer 1952, 261 Abb. 3, 10 Dürrnberg Grab 18 (Salzburg) Vorderseite und Ortband S-Klammer-Band Grab Penninger 1972, Taf. 17, C6 Lochenice (okr. Hradec Králové) nur Vorderseite? S-Klammer-Band Brandgrab Sankot 2003, 87 Abb. 21, 1 Remmesweiler (Lkr. St. Wendel) Vorderseite und Ortband S-Klammer mit 3 Zierscheiben Grabhügel (Schnabelkanne, Goldbeschläge) Haffner 1976, Taf. 8, 3; 139 Kruft (Lkr. Mayen-Koblenz) Vorderseite und Ortband S-Klammer mit Kreispunzen und 3 Zierscheiben Grab Joachim 1984, 398 Abb. 1 Dražičky u Tábora (okr. Tábor) Vorderseite und Ortband S-Klammer mit Linie und 3 Zierscheiben sowie Zungenende Grabhügel Filip 1956, 33 Abb. 6, 3; Taf. 10, 2-5 Glauberg Hügel 1, Grab 2 (Wetteraukreis) Vorderseite und Ortband S-Klammer mit länglichen Koralleneinlagen und 3 Zierscheiben Brandgrab im Grabhügel (Röhrenkanne) M. Bosinski in: Rätsel 2002, 156-157; Frey 1997, 486ff. Abb. 22 Weiskirchen Hügel 1 (Lkr. Merzig-Wadern) Vorder- und Rückseite aus Bronze und Eisen, Ortband Bronze S-Klammer mit länglichen Koralleneinlagen und 3 Zierscheiben Grabhügel Haffner 1993, Abb. 17 Hallstatt (Oberösterreich)/ Ashmolean Mus. Oxford Vorderseite und Ortband S-Klammer mit eingerollten Enden und Mittelscheibe Grab Megaw 1987, 99 Abb. 1 Regenstauf/Süßberg (Lkr. Regensburg) Ortband erhalten S-Klammer mit eingerollten Enden und Mittelscheibe Grab (?) Reinecke 1911, Taf. 50 Nr. 879 Tab. 1 186 Schwertscheiden mit typologisch aussagefähigen Bronzeortbändern (Auswahl) der Stufe Latène A. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Fundort Bronzebestandteile der Schwertscheide Ortband Fundumstände (in Klammern: besondere Statussymbole) Literatur Bad Aussee »Kainischtraun« (Steiermark) nur Ortband S-Klammer mit eingerollten Enden und Mittelscheibe Einzelfund (?) Fundber. Österreich 39, 2000, 141 Abb. 6 Langenlonsheim (Lkr. Bad Kreuznach) Vorderseite und Ortband Halbkreis-Ortband mit 2 oberen Zierscheiben Grabhügel Oesterwind 1991, 389f. Abb. 3, 1 Franzhausen Verf. 768 (Niederösterreich) Vorderseite und Ortband Halbkreis-Ortband mit 2 oberen Zierscheiben Grab Neugebauer 1996, 390 Abb. 10, 14 Vert-Toulon (dép. Marne) Vorderseite und Ortband herzförmiges Ortband mit 2 oberen Zierscheiben und unterer Zierscheibe Einzelfund (?) Jacobsthal 1944, Taf. 56 Nr. 90 Siesbach Hügel 1 (Lkr. Birkenfeld) Vorderseite mit Bronze und Koralle; Ortband herzförmiges Ortband mit 2 oberen Zierscheiben und unterer Zierscheibe, Koralleneinlagen Grabhügel (Schnabelkanne) Haffner 1976, 204f. Taf. 8, 12 Hochscheid Hügel 2 (Lkr. Bernkastel-Wittlich) Vorderseite und Ortband herzförmiges Ortband mit 2 oberen Zierscheiben und unterer Zierscheibe, Koralleneinlagen Grabhügel Haffner 1992, Falttaf. 1 Glauberg Hügel 1, Grab 1 (Wetteraukreis) Vorderseite und Ortband aus Bronze, Rückseite Eisen und Bronze Fünfeck-Ortband mit länglichen Koralleneinlagen und 5 Zierscheiben Grabhügel (Goldhals-, -arm-, -ohrringe, kelt. Schnabelkanne) Rätsel 2002, 154-156 Tab. 1 Fortsetzung Bemerkenswert sind auch die Niete, mit denen das Ortband am vorderen Scheidenblech vernietet war (vgl. Schnitt auf Abb. 12). Sie zeigen eine große, runde Schaufläche mit einer kleinen, runden Vertiefung in der Mitte, die einst der Aufnahme eines Bruchstückes eines roten Korallenastes gedient hat. Bei vielen Schwertern und manchen Schmuckstücken zeigt sich ein umgekehrtes Dekorschema: ein großes Korallenstück (oder eine Scheibe roter Glaspaste) wird durch einen zentralen Niet fixiert. Ortbänder der Stufe Lt A wurden bisher in vier verschiedene Typengruppen nach U. Osterhaus eingeteilt 45, ohne dass man allerdings aus deren Verbreitung bestimmte Schlüsse ziehen konnte. Auf die Heterogenität dieser Gruppen wurde hingewiesen 46. Das Ortband von Hallstatt wird zur Gruppe der S-förmig geschwungenen Ortbändern (»S-Klammer«) zu rechnen sein, sein Dekor und seine Eigenheiten wurden bisher wenig beachtet. Im direkten Vergleich ist es weitgehend singulär, wenn man Details anderer Schwertscheiden aus dieser Gruppe betrachtet (Tab. 1) 47. Die nächsten Parallelen zum Stück aus Hallstatt (mit »S-KlammerBand«) – auf die plastischen Köpfe muss allerdings verzichtet werden – finden sich beim unvollständig erhaltenen Schwert aus dem gestörten Grab 18 vom Dürrnberg bei Hallein (Abb. 9, 1) 48 sowie bei einem Stück aus Straubing/Ziegelei Jungmeier (Abb. 9, 2) 49 und einem Exemplar aus Lochenice (okr. Hradec Králové) (Abb. 9, 3) 50. Generell kann nur von einer breiten Typengruppe gesprochen werden: Weitere Exem- Osterhaus 1966, 13ff.: kleeblattförmiges, S-förmig geschwungenes, halbkreisförmig abschwingendes und spitz auslaufendes Schlussstück. – Weitere Detailstudien bei Sankot 2003, 2128. 46 Haffner 2000, 95 zu den »kleeblattförmigen Ortbandschlußstück« nach Osterhaus; Karte und erste Liste bei Osterhaus 1969, 144 Abb. 3. – Vgl. auch Karte zur Gruppe der Scheiden mit »S-förmig geschwungeneem Schlußstück« nach Osterhaus bei Frey 1997, 488 Abb. 23. 45 Osterhaus 1966, 19-23. Penninger 1972, 56f., Taf. 17, C6. 49 Krämer 1952, 261f. Abb. 3, 10. – Das unvollständige Schwert mit Scheide stammt mit drei, überwiegend vollständigen Gefäßen aus Baggerarbeiten 1945 in einer ca. 2 m tiefen Grube aus/nahe der Siedlung. Evtl. handelt es sich um eine Siedlungsdeponierung oder einen unerkannten Grabfund vom Siedlungsrand. 50 Sankot 2003, 87 Abb. 21, 1. 47 48 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 187 plare mit S-Klammern besitzen seitlich durchbrochene Bereiche und an den Eckpunkten finden sich kleine Kreisdekore mit Koralleneinlage (Tab. 1). Beispiele finden sind in Weiskirchen (Lkr. Merzig-Wadern), in Hügel 1/Grab 2 vom Glauberg (Wetteraukreis), in Kruft (Lkr. Mayen-Koblenz, Abb. 10, 1) und Dražičky u Tábora (okr. Tábor, Abb. 10, 2) 51. Th. Lejars publizierte eine bronzene Applike aus Le Mans (Dép. Sarthe), die in seiner Form und in den Tierköpfen dem Stück aus Hallstatt nahe kommt (Abb. 11) 52. Allerdings kann die Funktion dieser Applike nicht eindeutig bestimmt werden. An beiden Enden, nach den Köpfen, war sie mit kleinen Nägeln (?) auf einem Untergrund befestigt worden. Bei den Ortbändern aus Bronze der Stufe Lt A gibt es hauptsächlich zwei größere Gruppen (Kleeblatt und SKlammer) sowie Einzelstücke (Tab. 1). Daneben tritt als dritte Gruppe die mit halbkreisförmigen Ortbändern auf – allerdings häufiger im Westen und dort hauptsächlich in Eisen, wie im reichen Wagengrab von Somme-Tourbe »La Gorge Meillet« (Dép. Marne) 53. In Langenlonsheim (Lkr. Bad Kreuznach) und in Franzhausen in Niederösterreich sind hingegen – wie typischerweise für den mittleren und östlichen Latènebereich – Vorderseite und Ortband aus Bronze 54. Bei den latènezeitlichen Schwertern wird in der allgemeinen Entwicklung von Lt A nach D grundsätzlich von einer Zunahme der Länge des Ortbandes ausgegangen. Das Stück aus Grab 994 besitzt eine Länge von 1 51 52 53 54 55 3 2 188 Weiskirchen: Haffner 1993, Abb. 17 (hier aber flächige Koralleneinlagen). – Glauberg Hügel 1/Grab 2: M. Bosinski in: Rätsel 2002, 156-157. – Kruft: Joachim 1984, 398 Abb. 1. – Dražičky: Filip 1956, 33 Abb. 6, 3; Taf. 10, 2-5. Lejars 2003, 53 Abb. 6, 7. Mit Bronzeortband: Langenlonsheim (Lkr. Bad Kreuznach); Franzhausen Verf. 768 (Niederösterreich) (Nachweise vgl. Tab. 1). – Ortband aus Eisen: Somme-Tourbe (Fourdrignier 1875/76, Taf. 10); aus der Saône bei Ciel (Bonnamour 1990, 76 Abb. 64, 78); Département Marne im Musée Rolin in Autun (Schönfelder 2007). – Nordostbayern (Reinecke 1911, Taf. 50 Nr. 880). Neugebauer 1996, 390 Abb. 10. Osterhaus 1966, 20. Abb. 9 Schwertscheiden mit »S-Klammer-Band«-Ortbändern: 1 Straubing/Ziegelei Jungmeier. – 2 Hallein-Dürrnberg Grab 18. – 3 Lochenice (okr. Hradec Králové). – (Nach Penninger 1972, Krämer 1952, Sankot 2003). – M. = 1:3. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 Abb. 10 Schwertscheiden mit »S-Klammer«-Ortbändern: 1 Kruft (Lkr. Mayen-Koblenz). – 2 Dražičky u Tábora (okr. Tábor). – (Nach Joachim 1984, Filip 1956). – M. = 1:3. Abb. 11 Le Mans, Dép. Sarthe. Applike. L. 4,8 cm (nach Lejars 2003). – M. = 1:1. 2 23,2 cm, andere Exemplare dieser Gruppe nach Osterhaus 19,6-23,7 cm 55. Damit können diese Exemplare innerhalb der Stufe Lt A als Ausnahme gelten; bei Scheiden mit halbkreisförmigem Schlussstück liegt die Ortbandlänge nur zwischen 12,1-15,2 cm. Diese kürzeren Maße bilden dann den Ausgangspunkt für die Entwicklung in der Stufe Lt B. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 189 Die figural dekorierte Vorderseite aus Bronze Obwohl die Bedeutung der kunstvoll verzierten Schwertscheide aus Grab 994 von Hallstatt schon recht früh entdeckt wurde und auch Aufsehen in der Altertumswissenschaft erregte 56, wurden die Darstellungen auf dieser Waffe bislang nicht nachhaltig analysiert. Die Ursache dafür dürfte in der Tatsache begründet liegen, dass die figuralen Darstellungen auf der Schwertscheide von Hallstatt innerhalb der frühlatènezeitlichen Kunststile eine absolute Sonderstellung einnehmen: Während sich die frühlatènezeitlichen Kunsthandwerker in der Hauptsache auf die Wiedergabe einzelner Menschengestalten bzw. ihren Kopf und einzelner Tiere, mitunter auch auf eine Kombination von beiden, beschränken, stehen die Kriegerdarstellungen auf der Schwertscheide mit ihrem narrativen Inhalt ohne Gegenstück da 57. Daher wurden die Darstellungen auf der Schwertscheide von Hallstatt aus guten Gründen mit der Situlen- bzw. Estekunst, die bevorzugt solche »Bildergeschichten« transportierten, in Verbindung gebracht 58, zumal der Fundort Hallstatt in räumlicher Nähe zur Verbreitung dieser »Kunststile« steht 59. Andrerseits sind die Unterschiede in der technischen Ausführung wie in den Darstellungen zwischen der Situlenkunst und den Bildern auf der Schwertscheide von Hallstatt im wahrsten Sinn des Wortes gravierend. Während die Figuren in der Situlenkunst plastisch herausgetrieben und die Umrisse mit einem Punzen nachgezogen wurden, was die charakteristischen pausbäckigen Gesichter ergab, wurden die Darstellungen auf der Schwertscheide von Hallstatt ohne reliefartige Erhöhung in die plane Oberfläche der Bronzescheide mit einem Stichel mit sicherer Hand eingraviert (vgl. Beil. 1) 60. Die Detailversessenheit dieser Bilder entspricht durchaus der der Situlenkunst. Die Kleidung und Haartracht sowie die Randornamente auf der Schwertscheide von Hallstatt unterscheiden sich jedoch grundlegend von der der Situlenkunst und machen deutlich, dass der Kunsthandwerker in der Latènekultur verwurzelt war. Neben dem figürlichen Dekor begleitet das Ortband im unteren Teil auf der Scheidenvorderseite ein eckiges Flechtbandmuster; weiter werden die Bildfelder von ebenfalls fein gravierten Mäanderbändern getrennt (Abb. 8, 3). Derlei Dekor findet sich auf einigen Schwertscheiden, die so mit jener in einer Gruppe zusammengefasst werden können, obwohl evtl. Ortbänder fehlen bzw. die Ortbänder anderen Ideen folgen: Ein Schwert mit bronzener Scheidenschauseite aus dem Grabhügel 2 von Rassing im Traisental (Niederösterreich) besitzt randbegleitende geometrische Mäander, ebenso die Scheide aus Grab 2 des »Fürstengrabhügels« vom Glauberg (Wetteraukreis) 61. Ein Scheidenfragment vom Dürrnberg (Fundpunkt 114) mit Kleeblatt-Ortband in enger Stellung und mit zusätzlichen Fischblasen besitzt gravierte Mäander zur Unterteilung des unteren Ortbandabschnittes, der ansonsten aber undekoriert ist. Der figurale Dekor des Stückes aus Grab 994 von Hallstatt macht es immer wieder einzigartig. Bevor wir uns den Details zuwenden, sei kurz der Aufbau des figuralen Dekors angesprochen (Abb. 12). Drei senkrechte Zierbalken teilen die Darstellung auf der Schwertscheide von Hallstatt in vier Abschnitte Vgl. dazu v. Sacken 1875, 309ff. – Lindenschmit 1890/91, 309ff. – Lindenschmit 1900, Taf. 32. – Hoernes 1900, 37ff. – Jacobsthal 1944, 1f., 175 Taf. 59. – Kromer 1959, 182f. Taf. 201, 1; 202. – Dehn 1970, 72ff. – Hallein 1980, 260ff. – Megaw / Megaw 1989, 80f. – Frey 2004, 648-650. – Jüngst und mit anderen Ergebnissen: Barth / Urban 2007. 57 Megaw / Megaw 1989, 80. 58 Vgl. Jacobsthal 1944, 1f. – Frey 1966, 48 Anm. 28. – Megaw / Megaw 1989, 81. – Auch in Ausstellungen zur Situlenkunst wurde aus diesem Grund die Schwertscheide aus Grab 994 gezeigt (Situlenkunst 1962, 126). 59 Zur Verbreitung der Situlenkunst vgl. Egg 1999, 340f. Abb. 18. – Tomedi / Appler 2001, 113ff. Abb. 2. 56 190 Kein geringerer als M. Hoernes stellte als einziges »Gegenstück« der Scheide von Hallstatt die hallstattzeitliche Fußschale aus Grab 682 von Hallstatt an die Seite (Hoernes 1900, 33ff. Abb. 2-3). Auch hier versuchte ein Handwerker ohne plastische Aufwölbung Tier- und Menschendarstellung in die plane Oberfläche des Gefäßes einzupunzen. Dass es sich um keinen klassischen Vertreter der Situlenkunst handelte, zeigen die eigenartigen Tiere mit ihren Mähnen sowie die langhaarigen Menschen, die nicht zum Kanon der Situlenkunst passen. Wie auf der Schwertscheide von Hallstatt handelt es sich um den Versuch eines lokalen Handwerkers unter der Anregung der Situlenkunst eigene Bildwerke zu erzeugen. 61 Preinfalk 2005, 96. – M. Bosinski in: Rätsel 2002, 156-157. 60 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Abb. 12 Hallstatt Grab 994: Schwertscheide. – (2007 überarbeitete Zeichnung J. Ribbeck, RGZM). – M. = 1:3; Detail Griff M. = 1:1. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 191 auf. Am Scheidenmund befindet sich eine erste Gruppe von zwei Radträgern (Farbtaf. 1, 1); darauf folgt die lange Kampfszene mit Reitern und Fußkriegern (Farbtaf. 2, 1-2; 3), an die sich eine weitere Radträgergruppe anschließt (Farbtaf. 1, 2), und der Reigen endet zum Ortband hin mit der Ringkampfszene (Farbtaf. 4). Wegen der oben erwähnten Unterschiede soll vor einer Deutung des Inhaltes der Bilder auf der Hallstätter Scheide kurz die Kleidung sowie die Bewaffnung beschrieben bzw. gedeutet werden. Die Menschen tragen ihre nackenlangen Haare nach hinten gekämmt und unterscheiden sich darin von den glatzköpfigen Menschdarstellungen der Situlenkunst sehr deutlich. Nur ein einziges Mal, nämlich auf dem Gürtelblech von Vače in Slowenien erscheint in der Situlenkunst ein langhaariger Krieger, der dadurch bewusst als Fremdling gekennzeichnet worden sein dürfte (Abb. 13, 1) 62. Bei dem linken Radträger im dritten Zierfeld fällt auf, dass im Gegensatz zu allen anderen am Haaransatz ein Lockenkranz angedeutet wurde (Farbtaf. 1, 2), was an die kleine Bronzefigur auf der Schnabelkanne aus Grab 1 vom Glauberg erinnert (Abb. 13, 1). Die Stirn dieses im Schneidersitz dargestellten jungen Kriegers umgibt eine ähnliche Lockenreihe 63. Die Gesichter auf der Schwertscheide sind glatt rasiert. Auch die schräg stehenden spitzovalen Augen und die großen direkt aus der Stirn entspringenden Nasen entsprechen den Bildwerken der Frühlatènekultur und unterscheiden sich von den bausbäckigen Gesichtern der Situlenkunst mit ihren Knopfaugen sehr deutlich. Die Ausrüstung der Reiter und Fußgänger auf der Schwertscheide weisen deutlich Unterschiede in der Bewaffnung auf; in der Kleidung hingegen scheint, soweit sie nicht durch Schild oder Panzer verdeckt wird, eine weitgehende Ähnlichkeit zu herrschen: Die Kleidung setzt sich aus Schnabelschuhen mit kurzem Schaft, Hosen und einem Wams mit einem Frackschoß zusammen. Die Existenz von Schnabelschuhen lässt sich in Mitteleuropa schon für die Hallstattzeit belegen 64 und die Schuhfibeln beweisen eine Weiterverwendung dieser Schuhform in der Latènezeit 65. Die eng anliegenden Hosen 66 reichen bis zur Hüfte hoch und es muss sich demzufolge um richtige, im Schritt zusammengenähte Hosen und nicht um Beinlinge 67 gehandelt haben. Die Hosen der Radträger und der Reiter zieren umlaufende Bänder, die andeuten, dass sie reich verziert waren. Die Darstellung von in der Mitte im Schritt zusammengenähten Hosen auf der Schwertscheide von Hallstatt zählt mit dem Gürtelblech aus Molnik in Slowenien (Abb. 14, 1) 68 und der Figurenfibel aus dem Grab 134 von Hallein-Dürrnberg im Salzburger Land (Abb. 14, 2) 69 zu den ältesten sicheren Nachweisen für die Existenz von Hosen in Mitteleuropa. Dieses heute gängige Kleidungsstück scheint laut historischer Überlieferung erst im 1. Jahrtausend v. Chr. aufgetaucht zu sein. Hosen erscheinen demzufolge zuerst bei den frühen Reitervölkern, wie den Kimmerern, den Skythen oder Medern 70 und von dort aus erreichten sie wahrscheinlich in der Hallstattzeit Mitteleuropa. Lucke / Frey 1962, Taf. 63-72. Rätsel 2002, 242 Abb. 236. 64 Die besten Nachweise liefern die Schuhleisten aus Sommerein in Niederösterreich (Neugebauer 1980) sowie die goldenen Schuhbeschläge aus dem Fürstengrab von Hochdorf (Biel 1985, 81f. Taf. 24). 65 Schönfelder 1999, Abb. 1, 5; 7-9. 66 Diese Deutung fand weitgehende Anerkennung (v. Kurzynski 1996, 50f.). Nur L. Pauli bestritt im Halleiner Ausstellungskatalog die Darstellung einer Hose und stellte stattdessen die etwas abwegige Behauptung auf, »der Künstler hätte aus optisch-stilistischen Gründen die Beine gestrichelt« und damit keine Hose abgebildet (Hallein 1980, 261). Mit dem gleichen Argument könnte man auch behaupten, bei dem karierten Wams handele es sich um eine Tätowierung oder gar eine optisch-stilistische Eigenwilligkeit des Handwerkers, was aber L. Pauli im Halleiner 62 63 192 67 68 69 70 Katalog keineswegs in Frage stellte. Außerdem müssten, wenn die Menschen keine Hosen trügen, bei den Fußgängern auf der Schwertscheide eigentlich die Genitalien sichtbar sein, was aber nicht der Fall ist. Bei Leggings handelt es sich um zwei separate Beinröhren, die mittels strapsartigen Riemen am Gürtel fixiert wurden. Das beste Beispiel für diese Art der Beinbekleidung liefert die kupferzeitlichen Gletschermumie vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen in Südtirol (Egg / Spindler 1992, 80 Abb. 29 u. 33). Aus der Hallstattzeit liegt vom Rieserferner in Südtirol noch ein weiterer Nachweis für einen solchen Beinling aus Wolle vor (RasenWindschnur 1999, Abb. S. 33). Puš 1991, 46f. u. Abb. S. 36. – Teržan 1998, 530 Abb. 10. – Egg / Eibner, Toplice 196f. Abb. 7 Zeller 1980a, 168 Abb. 11. Hald 1980, 328. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 Abb. 13 1 Vače (Slowenien): Gürtelblech (nach Much 1889). – 2 Glauberg Hügel 1 Grab 1 (Wetteraukreis): Sitzende Kriegerstatuette auf der Schnabelkanne (nach Rätsel 2002). 2 Das Wams der Fußgänger auf der Hallstätter Schwertscheide war mit langen Ärmeln und manschettenartigem Abschluss versehen (Farbtaf. 3); am Hals schließt es mit einen engen »Stehkragen« ab. Nicht klar ersichtlich ist, wie das Wams angezogen wurde. Bei den meisten Darstellungen ist vorne keine Öffnung angegeben und das Wams müsste wie ein Pullover über den Kopf gezogen worden sein. Nur bei dem linken Radträger der zweiten Radträgergruppe scheint vorne eine v-förmige Öffnung angedeutet worden zu sein (Farbtaf. 1, 2), aus der man schließen könnte, dass Wams vorne geöffnet werden konnte. Möglicherweise wurde es mit dem bei allen Fußgängern erkennbaren breiten Gürtel geschlossen. In gleicher Weise scheint auch das Wams auf der Halleiner Figurenfibel geschlossen worden zu sein (Abb. 14, 2 Mitte). Während die meisten Wamse unverziert wiedergegeben wurden, ziert es in zwei Fällen ein dichtes Karomuster (Farbtaf. 1, 2; 4). Alle Wamse enden hinten unter dem Gürtel in einem Frackschoß. Bemerkenswerterweise findet sich dieser auch auf der Figurenfibel von Hallein-Dürrnberg (Abb. 14, 2) 71, dem 71 Zeller 1980a, 168 Abb. 11. – v. Kurzynski 1996, 51f. Abb. 45. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 193 1 2 Abb. 14 1 Das Gürtelblech aus Grab 1, Tumulus III von Molnik (Zeichnung H. Hochgesand, RGZM). – 2 Bronzefibel aus Grab 134 von Hallein-Dürrnberg in Gestalt eines bekleideten Mannes (Photo O. Pilko/J. Schwarz, RGZM). zweiten großen Salzbergwerk in den Ostalpen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit der Bergmannskleidung, denn im Mittelalter und in der Neuzeit trugen die Bergleute das sogenannte Arschleder, einen am Gürtel befestigten Lederlappen zum Schutz beim Sitzen, das auf den ersten Blick sehr ähnlich wie die Frackschöße auf der Schwertscheide von Hallstatt aussieht. Während die Haartracht und Kleidung weitgehend einheitlich wiedergegeben wurden, erscheinen in der Bewaffnung von Fuß- und Reiterkriegern deutliche Unterschiede (Farbtaf. 2-3). Die Fußkrieger, die den Reitern voranschreiten, tragen einen ovalen Schild mit spindelförmiger Mittelrippe und je eine kurze Lanze. Aus der Mitte und den Enden der Mittelrippe der Schilde wachsen jeweils dreifache Palmetten hervor, die andeuten, dass die Schilde bunt bemalt waren. Der Zierfries am Schildrand bestätigt diese Vorstellung. Bei 194 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) dem Schild handelt es sich um ein Scutum, eine wahrscheinlich aus Italien stammende Schutzwaffe 72, die spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. in der Latènekultur Mitteleuropas Aufnahme fand. Da der Oberkörper der Schildträger durch denselbigen verdeckt ist, bleibt offen, ob sie nur ein Wams oder einen Panzer aus organischem Material trugen. Der Kopf der Fußkrieger blieb unbedeckt. Die Reiter waren abgesehen vom Schild besser ausgerüstet (Farbtaf. 2, 1-2). Sie führen alle vier eine lange Stosslanze, die der zweite Reiter von vorne in den Leib eines niedergestoßenen Fußkriegers rammt (Farbtaf. 2, 2). Der Dritte von vorne trägt ein schräg am Rücken hängendes, kurzes Latèneschwert. Zumindest erinnert das verdickte Scheidenende an das Ortband einer Latèneschwertscheide. Der stabförmige Griff wirkt demgegenüber eigentümlich schlicht. Alle vier Reiter tragen einen Panzer über einem langärmeligem Wams, der sich an den laschenförmigen, den Unterleib schützenden »Pteryges« gut erkennen lässt. Die ärmellosen Panzer wurden entweder längs gestreift oder kariert wiedergegeben. Es handelt sich demzufolge wahrscheinlich um aus Leder und Leinen angefertigte Kompositpanzer 73, deren Vorkommen in Mitteleuropa spätestens durch die Auffindung der Steinfiguren vom Glauberg nachgewiesen werden konnte 74. Auf der Darstellung von Hallstatt fehlen freilich die ansonsten meist deutlich dargestellten Schulterklappen. Aus der rechten Schulter des vordersten Reiters ragt ein stangenartiges Gebilde, das aus einem Halbmond und einer blattförmigen Spitze besteht (Farbtaf. 2, 2). L. Pauli zeigte auf, dass dieses Gebilde eine große Ähnlichkeit mit der Darstellung einer Standarte auf der Arnoaldi-Situla aus Bologna aufweist 75. Da der Krieger in der Rechten die Lanze und in der Linken den Zügel hält, kann er die Standarte nicht mit der Hand gehalten haben und es steht zu vermuten, dass sie möglicherweise am Rücken befestigt war, wie das bei den frühneuzeitlichen Husaren aus Polen der Fall war, auf deren Rücken zwei hoch über den Kopf aufragenden Flügel befestigt waren. Die Standarte auf der Schulter weist diesen Mann damit wohl als Anführer der kleinen Kavallerieeinheit aus. Den Kopf der Reiter schützt ein einfacher kappenförmiger Helm, dessen Rand ein schlichter Zierfries schmückt. Auch der Kinnriemen ist deutlich erkennbar. Es fällt schwer, den Helmtyp näher zu bestimmen. Es könnte sich um einen niedrigen Helm vom Typ Berru mit kleinem Nackenschutz gehandelt haben 76, wie er im Grab 994 von Hallstatt 77 oder im Grab 145 von Hallein-Dürrnberg 78 zum Vorschein kam. Allerdings fehlt der Knauf, der alle Helme dieses Typs kennzeichnet. Man könnte argumentieren, dass die Zierzone zu niedrig war um ein solches Detail wiederzugeben – die Helme berühren tatsächlich den Rand der Zierfrieses und wirken etwas eingequetscht –, aber es bleibt zumindest die theoretische Möglichkeit, dass hier Helme eines uns unbekannten Typs oder Helme aus organischem Material abgebildet wurden, ohne jedoch dafür irgendwelche Indizien anführen zu können. Es bleiben noch die Pferde und ihre Schirrung zu beschreiben (Farbtaf. 2, 1-2). Es wurden drei Hengste und eine Stute abgebildet. Es fällt auf, dass die Hengste den Schweif lang tragen, während der der Stute kurz abgeschnitten wurde. Beim letzten Reiter wurden Bänder in den Schweif eingeflochten. Die Mähnen wurden nicht abgebildet oder waren möglicherweise kurz geschnitten. Auffällig sind die Ornamente auf der Hinterhand der Pferde, wobei offen bleibt, ob sie die Bemalung der Tiere wiedergibt oder aber ob sie auf die etwas übertriebene Zierfreudigkeit des kunstreichen Graveurs zurückgeht. Die Striche auf den Pferdebeinen könnten als eine Umwicklung der empfindlichen Fesseln interpretiert werden 79. Eichberg 1987, 133f. – Dehn / Egg / Lehnert 2005, 314 Abb. 159 73 Hansen 2003, 103 Abb. 39, 1. 74 Herrmann 1997, 480 Taf. 18-20. – Hansen 2003, 97ff. Abb. 36. 75 Pauli 1973, 99 Abb. 3, 1. 5. – Hallein 1980, 261. 72 Schaaff 1988, 293. 315. v. Sacken 1875, 3 Taf. 1, 3. – Kromer 1959, 183 Taf. 201,4. – Schaaff 1974, 191f. Abb. 38; Taf. 83-85. 78 Zeller 1980b, 126 Abb. 17. – Schaaff 1988, Abb. 35-36. 79 Hallein 1980, 261. 76 77 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 195 Das Zaumzeug der Pferde ist nur schlecht zu erkennen, wobei offen bleibt, ob es nur undeutlich wiedergegeben wurde, was bei der ansonsten großen Detailfreude dieser Gravierungen etwas verwundern würde, oder ob diese Unklarheit durch Abnutzung bzw. Korrosion verursacht wurde. Bei allen vier Pferden ist der Zügel, den je drei Scheiben schmücken, deutlich sichtbar. Vom Kopfgeschirr lassen sich nur der Backen-, der Nasen- und der Stirnriemen erahnen. Trensenknebel, die in der Situlenkunst plakativ dargestellt wurden 80 (Abb. 13, 1), fehlen gänzlich. Bei den beiden hinteren Pferden ist unter dem Ohr an der Kreuzung von Backen- und Stirnriemen eine kleine Scheibe zu erkennen, die das Zaumzeug schmückte. Die Reiter sitzen ohne Satteldecke direkt auf dem Rücken der Tiere. Nach der Abhandlung der Details stellt sich die Frage nach dem Inhalt der Darstellungen auf der Schwertscheide von Hallstatt, wobei mit der zentralen Kriegerszene begonnen werden soll. Die Suche nach einer Parallele gestaltete sich, wie oben beschrieben, sehr schwer, denn aus der Frühlatènezeit liegt kein einziges Gegenstück vor, nur auf dem sehr viel jüngeren Silberkessel von Gundestrup in Dänemark findet sich eine ähnliche Szene (Abb. 15, 1) 81. Auf einer Silberplatte schreitet eine Fußkriegergruppe neben einer in die andere Richtung reitenden Kavallerieeinheit einher, allerdings tötet keiner dieser Krieger einen Menschen; man hielt aus diesem Grund die Szene, bei der die Fußkrieger zusätzlich noch Carnyxbläser begleiten, für einen Aufmarsch oder eine Parade. Die rätselhafte Szene vor den Fußkriegern auf dem Silberkessel, in der ein »Riese« einen Menschen packt, wurde als Opferszene interpretiert 82, ohne wirklich schlüssige Argument dafür zu besitzen. Im Gegensatz dazu gibt die zentrale Szene auf der Hallstätter Schwertscheide eine Kampfdarstellung wieder, denn der zweite Reiter rammt einem auf dem Boden liegenden Fußkrieger seine Lanze in den Leib, was unmissverständlich belegt, dass hier eine Kampfhandlung und nicht eine Parade, wie in der Situlenkunst 83 oder auf dem Silberkessel von Gundestrup, abgebildet wurde. Die Tötungsszene auf der Schwertscheide von Hallstatt steht in der mitteleuropäischen Eisenzeit einzigartig da. In der Situlenkunst und verwandten Stilen erscheinen zwar gelegentlich Kampfszenen, wie z. B. am dem Gürtelblech von Vače in Slowenien (Abb. 13, 1) 84 oder auf dem Kegelhelm aus dem Po bei Cremona 85, aber sie kommen alle ohne die Wiedergabe des direkten Tötungsaktes aus. Erst weiter südlich im Mittelmeerraum begegnen auf griechischen und etruskischen Bildwerken solche grausamen Szenen 86. In besonders brutaler Weise stellen die Steinplastiken von Cerillo de Porcuna in der Provinz Jaén in Spanien solche Tötungsszenen dar 87, die auch aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert stammen sollen. Bislang wurde die Kriegerszene auf der Schwertscheide von Hallstatt dahingehend gedeutet, dass die Fußkrieger zusammen mit den Reitern einen nicht dargestellten, imaginären Feind bekämpfen. Bei kritischer Analyse dieser Theorie lassen sich aber Ungereimtheiten aufzeigen. Prinzipiell beraubt die Aufstellung der Reiter hinter die Infanterie die Reiterei ihres wesentlichen Vorteiles, nämlich ihrer Schnelligkeit. Der am Boden liegende Mann, den ein Reiter mit seiner Lanze tötet, ist gekleidet wie die Fußkrieger und er trägt auch keinen Helm, wie die Reiter. Sollte er zu den Fußkriegern gehört haben, so würde auf der zentralen Szene nicht ein gemeinsamer Kampf gegen einen imaginären Feind abgebildet worden sein, sondern ein Kampf der Reiter- gegen die Fußkrieger, die sich nach dem Verlust eines Mannes zur Flucht wenden. Bei genauer Betrachtung richtet der vorderste Reiter seine Lanze direkt auf den letzten Fußkrieger. Wenn diese 80 81 82 83 84 Lucke / Frey 1962, Taf. 17, oben; 21, 6; 22; 24; 29 Mitte; 42 oben; 47-48; 55 oben; 57 unten. – Egg / Eibner 2005, 191f. Abb. 10, 4. Hachmann 1990, 821ff. Abb. 49. – Kaul 1991, 23f. Abb. 17. Hachmann 1990, 821ff. Abb. 49. Lucke / Frey 1962, 30ff. Taf. 63-64. Lucke / Frey 1962, 78f. Taf. 54, 35; Taf. 55. 196 Egg 1988, 498f. Abb. 91, c. Vgl. dazu die vielen Tötungsdarstellungen auf griechischen Bildwerken bei: Schefold 1993, Abb. 60; 67; 92; 98; 112; 156; 157; 183; 257; 265-266; 282; 307; 311; 330; 341; 363; 372375; 380-384. 87 Negruela Martinez 1990, 287ff. Abb. 13 u. 16. 85 86 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) 1 2 Abb. 15 Silberkessel von Gundestrup. – 1 Die Aufmarschszene der Krieger. – 2 Der Radträger. – (Photo O. Pilko, RGZM). Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 197 Argumentation zutreffend sein sollte, so wurde auf der Schwertscheide von Hallstatt der Sieg der Kavallerie über die Infanterie thematisiert. Offen bleibt, ob damit ein Ereignis aus dem Leben des im Grab 994 bestatteten Kriegers festgehalten wurde oder ob ein Ereignis aus mythischer Vergangenheit damit gemeint war, wobei die Autoren letzteres für wahrscheinlicher halten. Nicht weniger schwierig ist die Deutung der zweimal erscheinenden Radträger (Farbtaf. 1, 1-2). Zwei sich gegenüberstehende Männer in voller Kleidung halten ein Rad in ihren Händen. Das Rad setzt sich aus der Nabe, acht Speichen und einer mit einem Mäander verzierte Felge zusammen. Den Darstellungen ist nicht mehr zu entnehmen, ob die beiden das Rad plakativ empor halten, oder ob sie sich um dasselbe streiten L. Pauli vermutete, dass sich hinter diesen Radträgern eine nicht richtig verstandene Faustkampfszene 88, wie sie vielfach in der Situlenkunst begegnet, verbergen würde. Bei kritischer Betrachtung erweist sich eine solche Deutung aber wohl kaum als stichhaltig, denn zum einen ist ganz dezidiert dargestellt, wie die beiden Männer das Rad in ihren Händen halten und nicht einen Faustkampf austragen und zum anderen treten die Faustkämpfer in der Situlenkunst immer nackt gegeneinander an und nicht in voller Kleidung. Auch hier führt die Suche nach einer Parallele zum oben schon angesprochenen Silberkessel von Gundestrup, denn auch auf ihm findet sich neben einer Götterbüste die Darstellung eines behelmten Kriegers, der ein Rad in Händen hält (Abb. 15, 2) 89. Es wächst aus dem linken Arm einer männlichen Büste hervor. Die Büsten auf dem Kessel von Gundestrup werden als göttliche Wesen angesprochen und die Büste mit dem Rad speziell als Radgott; da das Rad als Symbol des keltischen Donnergottes Taranis gilt 90, wurde die Büste mit diesem Gott gleichgesetzt und auch der Radträger damit in Verbindung gebracht. Es besteht damit der Verdacht, dass Gleiches auch für die Radträger auf der Schwertscheide von Hallstatt zutreffen mag und das Rad als Symbol für die Radgottheit steht. Das wäre ein weiteres Indiz für die Darstellung mythischer Inhalte auf der Schwertscheide von Hallstatt. Die Vergleiche zwischen der Schwertscheide von Hallstatt und dem Silberkessel von Gundestrup lassen eine erstaunlich große zeitliche Tiefe in den Traditionssträngen der Latènekultur, die von der Stufe Lt A bis an das Ende von Lt D reichen, sichtbar werden. Die Radträger stellen dabei auch keinen Einzellfall dar, denn von der im Schneidersitz thronenden Kriegerfigur auf der keltischen Schnabelkanne aus dem Lt A-zeitlichen Fürstengrab 1 vom Glauberg 91 lässt sich über die südfranzösischen Steinplastiken 92 und den Darstellungen auf dem Silberkessel von Gundestrup 93 ein Bogen bis zum römischen Altarrelief von Reims in der Champagne, das den Gott Cernunnos im Schneidersitz wiedergibt 94, schlagen. Es bleibt schließlich noch die eigenartige Ringkampfszene am Ortband anzusprechen (Farbtaf. 4). Zwei Männer in voller Kleidung tragen einen »Ringkampf« aus. Es scheint sich dabei aber um keinen sportlichen Wettkampf gehandelt zu haben, denn in der Mittelmeerwelt wie in der Situlenkunst trug man einen reglementierten Wettkampf nackt aus 95 und auf der Schwertscheide von Hallstatt sind die beiden Männer voll bekleidet. Es finden sich auch keine Schiedsrichter oder Zuschauer, wie man sie bei der Wiedergabe eines sportlichen Wettkampfes erwarten würde. Es scheint sich demzufolge um einen Kampf zwischen zwei Männern ohne Waffen oder flapsiger ausgedrückt um eine Prügelei zu handeln. Der Mann mit dem karierten Wams hat seinen Gegner mit unverziertem Wams zu Boden geworfen und kniet auf ihm. Der am Boden liegende Mann versucht die Hände seines Gegners abzuwehren. Gleichzeitig erfasst ein eigentümliches 88 89 90 91 92 93 Hallein 1980, 261. Vgl. Hachmann 1990, Abb. 5. – Kaul 1991, 23 Abb. 16. Kaul 1991, 23. Rätsel 2002, 242 Abb. 235-236. Rapin 2002, 223ff. bes. Abb. 216. Kaul 1991, Abb. 15. – Hachmann 1990, Abb. 4. 198 94 95 Kaul 1991, 93f. Abb. 97 Ein sehr schönes Beispiel dafür liefert eine Szene aus der reich bemalten Tomba degli Auguri in Tarquinia-Monterozzi, die ins ausgehende 6. Jahrhundert v. Chr. datiert (Steingräber 1984, 289 Taf. 18). M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Mischwesen, das aus einer Zierranke herauswächst, den Fuß des Mannes mit dem karierten Wams. Diese Mischwesen scheint einen freilich kaum noch erkennbaren menschlichen Kopf besessen zu haben 96 und außerdem wurden noch ein beschuhtes Bein und ein Arm dargestellt. Das Auftauchen dieses eigentümlichen Mischwesens liefert ein gutes Argument dafür, dass die auf der Schwertscheide von Hallstatt dargestellten Inhalte in der Welt der Mythen angesiedelt waren. M.E. . ZUM SIEBTRICHTER Die erhaltenen Bronzereste des Siebgefäßes befanden sich rechts neben dem Kopf des Bestatteten. Ihre Rekonstruktion zu einem Siebtrichter ist gesichert. Dieser setzt sich aus drei separat angefertigten Elementen zusammen: einem beckenförmigen Gefäßkörper, einem Trichter sowie einer Siebscheibe (Abb. 16) 97. Die Gesamthöhe des Siebtrichters beträgt nach der Restaurierung 21,7 cm, wovon die Länge des trichterförmigen Ausgusses mit 12,5 cm etwas mehr als die Hälfte ausmacht. Der Gefäßkörper erreicht einen Randdurchmesser von 27 cm und wurde aus einem glatten unverzierten Bronzeblech getrieben. Der Rand ist wie bei den Situlen- und Zistengefäßen der Hallstattzeit nach außen um einen verstärkenden Bronzedraht umgeschlagen. Unterhalb des Gefäßrandes hält eine mit zwei Nieten befestigte Attasche, die aus einem schmalen Bronzeblechstreifen angefertigt wurde, einen beweglichen Ringhenkel. Im Boden befindet sich ein kreisrunder Ausschnitt (Dm. 11 cm), der durch die von innen eingelegte Siebscheibe (Dm. 12,7 cm) bedeckt wird. Von außen setzt der sich nach unten hin verjüngende Trichter an. Das Blech erscheint am Trichteransatz recht dünn, nimmt jedoch zum Ausguss hin an Stärke zu. Die Perforation der Siebscheibe erfolgte in sechs Dreiecken, die zu einem Kreis zusammengestellt sind, sodass die Zwischenräume ein schlichtes Sternmuster ergeben. Unregelmäßigkeiten in der Anordnung der Durchlochungen fallen dem Betrachter dabei sofort ins Auge. Trichter und Siebscheibe sind durch elf Flachnieten zu einem Gerät verbunden. Zur Verstärkung dienen kleine viereckige Bronzeplättchen, die zusätzlich von außen zwischen Nieten und Gefäß geschoben sind. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Verarbeitung der Ausgusstülle (Abb. 17). Sie wurde aus einem einzigen Stück Blech geformt und mittels »Überfangguss« geschlossen. Diese Technik findet vor allem in der Bronzezeit bei der Verbindung dünnwandiger Bleche Anwendung sowie für Nachbesserungen und Reparaturen an Metallgefäßen. Mit dem Beginn der Eisenzeit entwickelte sich aus dem Überfangguss die Technik des Schweißens und Lötens 98. Vergleichbare Nahttechniken der Frühlatène- Toreutik findet man an der keltischen Röhrenkanne aus dem Fürstinnengrab von Reinheim (Saar-Pfalz-Kreis). Leider ist bis heute umstritten, ob die einzelnen Kannenfragmente im Überfangguss zusammengefügt worden sind, oder ob hier bereits das Lötverfahren unter Zugabe eines zusätzlichen Materials verwendung fand 99. Werkstoffkundliche Untersuchungen an einem verzierten Kannenfragment aus dem Grabhügel 2 von Hoppstädten (Lkr. Birkenfeld) haben für diesen Fund die Anwedung der Löttechnik (Weichlot!)sicher nachgewiesen 100. Mit der keltischen Röhrenkanne von Waldalgesheim (Lkr. Mainz-Bingen) 101 und Chatillon, Commune de Saint Jean-sur-Turbe (Marne) 102, die beide aus zwei getriebenen Bronzeblechhälften zusammengefügt Die schlechte Erkennbarkeit des Mischwesens ist auf eine Rostblase des Eisenschwertes zurückzuführen, die die Bronzescheide hoch drückte und beschädigte. 97 Vgl. auch Prüssing 1991, 41f. Nr. 79, Taf. 10 (das Grabinventar wird nicht korrekt widergegeben und die Abbildung weist Unterschiede zum Original auf). 96 Drescher 1958. – Bol 1985. Echt 1999, 115ff. 100 Echt 1992. 101 Joachim 1995, 39ff. 102 Mötefindt 1916, 145. 98 99 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 199 Abb. 16 Hallstatt Grab 994: Siebtrichter. – (Zeichnung J. Ribbeck, RGZM). – M. = 1:3. worden sind, lassen sich weitere frühlatènezeitliche Bronzegefäße mit einer zu Reinheim identischen Nahttechnik vorweisen. Allerdings sind für beide Exemplare spezielle Metallanalysen ein Desiderat, so dass genaue Aussagen zu ihrer Fügetechnik noch ausstehen. Lötungen treten in der Eisenzeit hauptsächlich bei Edelmetallen, vor allem an Goldschmiedearbeiten, auf. Erst wesentlich später kommen sie auch an Gebrauchsgegenständen aus unedlen Metallen vor, wo sonst die Technik des Nietens und Schweißens üblich war 103. Antike Autoren berichten von dem Handwerk des Lötens ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. 104. Der Siebtrichter von Hallstatt lässt sich somit anhand seiner Fügetechnik zusammen mit einigen wenigen Vergleichsfunden in die Arbeitstechniken der frühen Latène-Toreutik einreihen. Herstellungstechnik sowie Perforation der Siebscheibe in Sternenzier stehen noch deutlich in hallstättischer Tradition und charakterisieren den Siebtrichter als eine einheimisch-keltische Produktion. Er ist Teil einer kleinen Gruppe bronzener Siebgefäße, die nördlich der Alpen erstmals in reichen Körperbestattungen der Frühlatènezeit auftauchen. Zu den wenigen Vergleichsfunden gehört der Siebtrichter aus dem Grabhügel 2 von Hoppstädten (Kr. Birkenfeld, Rheinland-Pfalz) (Abb. 18). Er stammt aus einer reichen frühlatènezeitlichen Kriegerbestattung der Hunsrück-Eifel-Kultur und zeigt in seinem Gesamtbild durchaus starke Ähnlichkeiten zum Hallstätter Exemplar, zeichnet sich jedoch durch eine reiche Verzierungsornamentik im 103 104 Westphal 1982. Plinius, Nat. Hist. XXXIII, 94. – Eusebios, 22. Olympiade. – Herodot, Pausanias u.a. 200 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 201 Abb. 17 Hallstatt Grab 994: Lötnaht am Siebtrichter. – (Photo O. Pilko/J. Schwarz, RGZM). frühen Stil der Latènezeit aus 105. Deutlich ins Auge fällt dabei die Siebscheibe, deren Perforation in Gestalt eines keltischen Viererwirbels erscheint (Abb. 19, 1). Die Verzierungstechnik kennzeichnet den Siebtrichter von Hoppstädten ebenfalls als ein einheimisches Fabrikat, bei dem eine Verbindung von »westlichen« sowie »östlichen« Elementen sichtbar wird. Verwandte Arbeiten finden sich vor allem im Raum zwischen Österreich und dem Marnegebiet in der Champagne. Den beiden Siebtrichtern von Hallstatt und Hoppstädten lässt sich eine Siebscheibe aus der Sammlung Morel im Britischen Museum an die Seite stellen (Abb. 19, 2), deren genauer Fundort unbekannt ist, aber in der Marne-Region vermutet wird. Das vierarmige Wirbelmotiv im Waldalgesheim-Stil kann als eine komplexe Weiterentwicklung des einheimischen Zierschemas auf der Hoppstädter Siebeinlage betrachtet werden und datiert in eine etwas spätere Stufe der Frühlatènezeit (Lt B1) 106. Diese wenigen Fundstücke stellen mit der Kombination von Sieb und Trichtergefäß in der frühen Latènekultur nördlich der Alpen eine Neuheit dar, dessen Konzeption in südlichen Vorbildern zu suchen ist, vor allem in Etrurien. Etruskische Siebgefäße, die in ihrer Form die Funktion von Sieb und Trichter vereinen, werden in der archäologischen Forschung mit dem Terminus »Infundibulum« bezeichnet (Abb. 20). Das etruskische Infundibulum lässt sich mit zahlreichen Funden im italischen Raum während des 6. Jahrhun105 Megaw / Megaw / Nortmann 1992; Megaw / Megaw 1992. 202 106 Stead / Rigby 1999, 54 Nr. 2167 Abb. 42. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Abb. 18 Siebtrichter von Hoppstädten, Hügel 2. – (Nach Haffner 1976, Taf. 3, 2a). – M. = 1:2. 1 2 Abb. 19 1 Siebscheibe des Siebtrichters von Hoppstädten, Hügel 2 (nach Haffner 1976, Taf. 3 Abb. 2d). – 2 Siebscheibe aus der Sammlung Morel, British Museum (nach Stead / Rigby 1981, Nr. 243, 33). – M. = 1:2. derts v. Chr. belegen 107. Dort erscheint es stets in seiner konstanten Grundform mit einem langen Horizontalgriff. Charakteristisch ist vor allem der halbkugelige Siebeinsatz, der sich anhand eines Scharniergelenkes aus dem Trichtergefäß herausklappen lässt. Neben den am häufigsten anzutreffenden Exemplaren aus Bronze und Kupfer gibt es noch solche aus Silber und Keramik, doch findet man auch zahlreiche keramische Nachbildungen in der etruskischen Bucchero-Keramik. Die etruskischen Infundibula müssen recht beliebt gewesen sein. Während ihr Verbreitungsschwerpunkt in Etrurien, Kampanien und Picenum liegt, streuen einige wenige Funde in Griechenland und lassen sich sogar mit einer illyrischen Imitation aus einem Depotfund des 6./5. Jahrhunderts v. Chr. bis in den Balkan verfolgen 108. Vereinzelte Infundibula konnten in reich 107 Zuffa 1960. 108 Mano-Zisi / Popović 1969. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 203 Abb. 20 Grundform des etruskischen Infundibulums. – (Nach Zuffa 1960, 176 Abb. 1). ausgestatteten Gräbern geborgen werden, wo sie mit weiterem Bronzegeschirr vergesellschaftet waren, das größtenteils aus Kannen, Situlen, Beckengefäßen und Breitrandschalen bestand. Die meisten Stücke sind jedoch aus ihrem Fundzusammenhang herausgerissen. Siebgefäße sind in Mitteleuropa seit dem Übergang von der älteren zur jüngeren Bronzezeit in vielfältiger Form als Tassen-, Kellen-, Löffel- und Trichtergefäße weit verbreitet. Seit der Urnenfelderkultur ist das Sieb stets Bestandteil eines kompletten Trink- und Speiseservices sowohl in reichen Grab- als auch in Depotfunden 109. Während die Niederlegung eines Trinkservices im Totenbrauchtum der späten Bronzezeit noch einer einheimischen Tradition zu entstammen scheint, machen sich mit der späten Hallstattzeit bereits erste Fremdeinflüsse in der Trinksitte bemerkbar. Nicht nur die Übernahme des südlichen Weins anstelle des vergorenen Honigmets sondern auch der zahlreiche mediterrane Import von Schnabelkannen, Kesseln und anderem Bronzegerät lassen das ursprünglich griechische Totensymposion auch im nordalpinen Raum aufleben. Die späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Bronzesiebgefäße spiegeln dabei eine recht spärlich vertretene Fundgruppe wider, bleiben jedoch weiterhin Geräte, die vor allem für den Konsum des beliebten mediterranen Weins unentbehrlich sind. Auch die Infundibula scheinen sowohl nach schriftlichen Quellen als auch nach bildlichen Darstellungen in Beziehung mit Wein und Öl verwendet worden zu sein. Trichterförmige Gefäße sind uns jedoch in keiner einzigen Bankettszene bildlich überliefert. Um den Wein während des Symposions über typische Trinkgefäße (Kylix, Skyphos, Kantharos) durchzuseihen, war kein Infundibulum nötig, sondern es genügte auch ein Sieb in einfacher Kellenform. Davon zeugen zahlreiche Funde von Kellen- bzw. Griffsieben aus dem italischen Raum. Diese erscheinen häufig in der Hand eines Mundschenken auf griechischen Vasenbildern und etruskischen Wandgemälden mit Gelagedarstellungen 110. Eine vereinzelte Siebkelle, wohl ein etruskisches Importstück, begegnet uns nördlich der Alpen in der frühlatènezeitlichen Bestattung von Schwarzenbach (Kr. St. Wendel, Saarland) 111. 109 Zum Trinkservice der Urnenfelderzeit: Winghart 1999. – Zum Trinkservice der Hallstattzeit: Egg 1996. – Zu Siebgefäßen: Adam 2002; Hauschild 2005. 204 110 111 Steingräber 1984. Haffner 1976, 200ff. Taf. 151.3. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Ein Trichter ist jedoch für die Nutzung von flaschenförmigen Gefäßen oder Gefäßen mit einem sehr dünnen Hals unerlässlich. Infundibula müssen demzufolge nicht beim Symposion selbst verwendet worden sein, sondern dienten vermutlich eher den dafür benötigten Vorbereitungen. Für den Gebrauch im alltäglichen Leben sind sie dagegen nicht wegzudenken. Dazu gehörte in erster Linie das Umfüllen des Weins in Amphoren für den Weinhandel und den damit verbundenen Transport. Beim Ölverkauf war ein trichterförmiges Gerät für das Abfüllen des Öls in die engmündigen Lekythoi, die für die Aufbewahrung von Öl und Salben dienten, unumgänglich 112. Die Auffindung der Infundibula in reich ausgestatten Gräbern der mediterranen Aristokratie spricht dennoch für ihre mögliche Verwendung in der Bestattungszeremonie. Vielleicht wurde der Wein in ein flaschenförmiges Gefäß gefüllt, das mit auf die Reise ins Jenseits genommen werden konnte. Denkbar wäre auch die Niederlegung von Balsam oder Öl, das vorher in ein engmündiges Salbfläschchen umgefüllt werden musste. Für eine eindeutige Klärung der Funktion des Infundibulums mangelt es jedoch an schriftlicher und bildlicher Überlieferung. Umso problematischer ist eine Aussage zu den frühlatènezeitlichen Siebtrichtern von Hallstatt und Hoppstädten. Das Hoppstädter Exemplar ist ebenfalls Bestandteil eines Trinkservices, welches den Bestatteten hoch auszeichnet. Er wurde in Kombination mit einheimischer Keramik niedergelegt. Neben einer großen Flasche, einem Schälchen und einer Schüssel aus Ton konnten zusätzlich ein Eimergefäß und eine Röhrenkanne aus Bronze nachgewiesen werden 113. Der Siebtrichter von Hallstatt dagegen ist die einzige erhaltene Gefäßbeigabe des Kriegergrabes 994. Als weiteres Speisegerät lässt sich diesem nur ein eisernes Hiebmesser zuordnen. Der Siebtrichter von Hallstatt bildet zusammen mit dem Exemplar von Hoppstädten und der Siebscheibe aus dem Marnegebiet eine kleine frühlatènezeitliche Gruppe von Bronzegefäßen, die nördlich der Alpen einer einheimischen Produktion entstammt. Die Idee des Siebtrichters und die Kenntnis sowie die Übernahme der damit verbundenen Trinksitte setzen jedoch ausgedehnte Handelsbeziehungen mit dem mediterranen Raum, insbesondere mit der etruskischen Kultur, voraus. Allein diese Tatsache verdeutlicht die Außergewöhnlichkeit, dem Bestatteten einen bronzenen Siebtrichter mit ins Grab zu geben. Seine Lage direkt neben dem Kopf des Verstorbenen lässt auf einen gehobene Stellenwert dieses Gerätes schließen und spricht somit für die Bestattung einer herausragenden Persönlichkeit, der ein solch kostbares Gerät als Statussymbol mit auf ihren Weg ins Jenseits gegeben worden ist. M.H. ZUM BRONZEBÜGEL Der kleine Bronzebügel, der im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz verwahrt wird (Abb. 21, 1), wurde von L. Pauli mit den eigentümlichen »Gurtbeschlägen«, die sich in Lt A-zeitlichen Kriegergräbern von Frankreich bis nach Westungarn vorkommen, in Zusammenhang gebracht 114. Bei kritischer Sichtung lassen sich diese »Gurtbeschläge« in mindestens zwei verschiedene Typen untergliedern. Die südostalpinen Exemplare verbindet das kleeblattförmige Grundblech, auf das der Bügel und der Knopf aufgenietet wurden (Abb. 21, 2) 115. In gut beobachteten Grabfunden erscheinen sie in Vierzahl. Die Fundlage der slowenischen »Gurtbeschläge« in der Nähe von Bronzehelmen legt den Verdacht nahe, dass sie Bestandteil einer weiteren Schutzwaffe, wie z. B. eines Panzers aus organischem Material, gewesen wären 116, ohne dies jedoch sicher belegen zu können. Bildliche Darstellung eines trichterförmigen Gefäßes bei einem Ölhändler auf einer attisch schwarzfigurigen Amphora: Robert 1881, 81ff. 113 Echt 1992. 112 Pauli 1980, 354ff. Abb. 2. – Egg 1999, 333ff. Abb. 12. Vgl. Pauli 1980, Abb. 1, 1-4; 14-15. – Egg 1999, 330 Abb. 8, 4-7; 11. 116 Pauli 1980, 358. – Egg 1999, 332. 114 115 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 205 1 2 3 Abb. 21 Gurt- und Gürtelbeschläge aus Bronze. – 1 Gurtbeschlag aus Hallstatt Grab 994 (LM Linz). – 2 Gurtbeschlag aus Novo mesto, Kandija Tumulis IV, Grab 3. – 3 Bouraton. – (1 nach Pauli 1980, 2 nach Knez 1986, 3 nach Rapin 2000). – M. = 1:2. Demgegenüber fehlt den Bügeln und Knöpfen aus Westdeutschland und Frankreich die bronzene Basisplatte (Abb. 21, 3). Sie scheinen in Leder oder einem anderen organischen Material fixiert worden zu sein. Sie erscheinen zumeist paarweise. Der Befund in den Gräbern von St. Denis-de-Palin (Dép. Cher) 117 und von Bouraton (Dép. Aube) in der Champagne 118 sprechen nachhaltig dafür, dass die westlichen Bügel auf Gürteln befestigt waren. A. Rapin verknüpfte den Fund von Bouraton mit der Darstellung des Panzers auf der Steinfigur vom Glauberg 119 und schlug für die westlichen Bügel eine Montage auf einem Waffengürtel vor, der Bestandteil eines Kompositpanzers gewesen sein soll (Abb. 22). Er deutet die beiden Riemen, die auf der Glauberger Steinstele von den Schulterklappen zur Hüfte zeigen, als eine Art »Hosenträger«, die den Waffengürtel stabilisierten und gleichzeitig fest mit dem Panzer verbanden. Allerdings gilt es bei kritischer Betrachtung einzuwenden, dass auf der Stele vom Glauberg keinerlei Gürtel abgebildet wurden und im Grab von Bouraton sich keinerlei Hinweis auf die Beigabe eines Panzers fanden. A. Rapin geht wie schon L. Pauli davon aus, dass der Leichnam im Grab mit dem Panzer bekleidet gewesen wäre 120. Dem ist 117 118 Favière / Boudet / Nicolle 1964, 231ff. Abb. 21. Rapin 2000, 34-38. 206 119 120 Herrmann 1997, 20ff. Abb. 17-20. Pauli 1980, 362. – Rapin 2000, 38 Abb. 16. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) entgegenzuhalten, dass Schutzwaffen in der Regel im Grab neben der Leiche niedergelegt und nur in seltensten Fällen den Toten angezogen wurden 121. In der Regel wurden in der Eisenzeit die Toten in ihrer festlichen Zivilkleidung, aber nicht in militärischer Rüstung beigesetzt. Außerhalb dieser typologischen Gliederung steht der Bronzebügel aus Grab 994 von Hallstatt (Abb. 21, 1): Er unterscheidet sich durch seine kantige Form und den gerieften Querbalken des Bügels von allen anderen »Gurtbeschlägen« recht deutlich. Auch lässt sich die Anzahl der Bügel im Grab 994 nicht sicher bestimmen. E. v. Sacken berichtet nur von einem und in Linz befindet sich heute auch nur ein Exemplar, was nicht zu den übrigen Befunden passen will. In der Grabskizze wurde neben dem Bügel ein weiteres undefinierbares Objekt eingetragen, wobei es sich um einen zweiten Bügel gehandelt haben könnte, was den Hallstätter Befund wieder sehr viel näher an die »Gurtbeschläge« heranrücken würde. M.E. ZU DEN WEITEREN BEIGABEN Als weitere Ausstattung fanden sich drei eiserne Lanzenspitzen – von denen nur noch ein Exemplar, das dem Helm durch KorroAbb. 22 Die Rekonstruktion des Gürtels von sion anhaftete (Abb. 2), erhalten ist (erh. L. 10,4 cm; Abb. 23). Bouraton auf der Basis der Steinstatue vom Glauberg. – (Nach Rapin 2000). Bei diesem Exemplar ist die kurze Tülle auffallend. Die beiden anderen – nach Grabplan mit langen Tüllen versehen – lagen paarweise gruppiert etwas vom Helm entfernt im Bereich des Oberarmes. Ausstattungen mit drei Lanzenspitzen, bei denen zwei Größen vorhanden sind, gelten als typisch für frühlatènezeitliche Körpergräber 122; es werden dabei Wurfspeere vermutet. Weiter war ein Hiebmesser vorhanden, das jedoch so schlecht erhalten war, dass es bereits nicht geborgen wurde (Abb. 1). Das bei v. Sacken 1875 abgebildete Exemplar 123 sollte nur stellvertretend sein. Eiserne M.S. Hiebmesser werden im Kontext mit Speisebeigaben als Vorlegemesser interpretiert 124. ANMERKUNGEN ZUR FRÜHLATÈNEZEIT IN HALLSTATT Grab 994 von Hallstatt nimmt unter den zugegebenermaßen insgesamt recht wenigen frühlatènzeitliche Bestattungen von Hallstatt eine herausragende Stellung ein, weshalb W. Dehn es 1970 als »Häuptlings121 Diese Tatsache lässt sich am besten anhand der Helme darstellen. Es gibt im Mitteleuropa keinen Helm, der dem Toten aufs Haupt gesetzt worden wäre, sondern sie wurden irgendwo neben den Toten deponiert. Vgl. Schaaff 1973, 98 Taf. 12-15. – Knez 1986, Taf. 61. – Egg 1999, 317f. Abb. 2; 332 Anm. 50. Pauli 1978, 237. – Lorenz 1978, 121. v. Sacken 1875, Taf. 1, 5. – Es handelt sich um ein »Hiebmesser mit bogenförmig ausgeschnittener Griffplatte und stark gekrümmter Klinge« nach Osterhaus 1981, 2ff. 124 Osterhaus 1981, 14-16. 122 123 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 207 Abb. 23 Hallstatt Grab 994: Lanzenspitze (Zeichnung J. Ribbeck; Photo O. Pilko/J. Schwarz, RGZM). – M. = 1:2. grab« ansprach. Er benutzte diesen Begriff, um Grab 994 bewusst von den »Fürstengräbern« im Hunsrück und in der Champagne abzusetzen, eine Abgrenzung, die durch die sehr stattliche Anzahl frühlatènezeitlicher Kriegergräber aus dem recht nahe gelegenen Dürrnberg bei Hallein125 hinfällig geworden ist; damals waren sie noch nicht in dieser Zahl bekannt. Aus Hallstatt liegen demgegenüber abgesehen von Grab 994 nur noch zwei sicher belegbare Frühlatèneschwertgräber vor. Eines kam bei den Grabungen des Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz 126 und ein weiteres bei den Nachgrabungen im Jahre 2006 unter der Leitung von A. Kern vom Naturhistorischen Museum in Wien zum Vorschein 127. Darüber hinaus ist noch aus dem Ashmolean Museum in Oxford ein weiteres, angeblich in Hallstatt gefundenes Latèneschwert der Stufe Lt A bekannt 128, wobei keine Angaben über die Fundumstände vorliegen. Dieses große Ungleichgewicht zwischen Hallein und Hallstatt in der Stufe Lt A wurde bereits von Th. Stöllner thematisiert, der feststellte, dass mit Ausnahme des Salzburger Beckens ein beachtlicher Rückgang der Siedlungstätigkeit im salzburgischen und oberösterreichischen Alpenvorland zu bemerken ist129. Er brachte den Rückgang der Grabfunde in Hallstatt mit dem Abgang einer Mure im Hallstätter Salzbergtal in der Endphase von Ha D1 in Verbindung, der die Bergbautätigkeit in Hallstatt stark einschränkt und zur Gründung des Bergbaues am Dürrnberg geführt haben soll. Allerdings sollte man stets bedenken, dass die seit 1993 laufenden Nachgrabungen in den Gräberfeldern des Salzbergtales unter der Leitung von A. Kern jedes Jahr neue Bestattungen zu Tage fördern 130 und damit beweisen, dass die Gräberfelder von Hallstatt keineswegs erschöpfend ergraben wurden. Auch der mittel- bis spätlatènezeitliche Bestattungsplatz, der zur Siedlung auf der Dammwiese gehörte 131, und der oder die urnenfederzeitlichen Friedhöfe, die durch die Bergbauaktivitäten wie die Siedlungsreste nachweisbar sind, konnten bislang nicht lokalisiert werden: das Salzbergtal hat sicher noch nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Es würde kaum verwundern, wenn im Zuge einer systematischen Prospektion neue und möglicherweise auch latènezeitliche Gräberfelder im Salzbergtal zum Vorschein kommen würden. Wie z. B. Grab 44/2: Penninger 1972, 76-80 Taf. 43-48. F. Stroh in: Kromer 1959, 222 Taf. 259, 1-5. 127 Für diesen großzügig gewährten Einblick in die Neugrabungen sei A. Kern herzlichst gedankt. 128 Jacobsthal 1944, Taf. 61, Nr. 97; Megaw 1987. 129 Stöllner 2002, 358-361 Abb. 149-150. – Sormaz / Stöllner 2005, 368-369. 125 126 208 Kern 1993, 708. – Ders. 1994, 530. – Ders. 1995a, 669. – Ders. 1995b. – Ders. 1996, 451-454. – Ders. 1997, 808. – Ders. 1998, 733-734. – Ders. 2000, 611. – Ders. 2002, 618619. – Kern / Ruß 2003, 682-684. 131 Immer noch: Morton 1953, 98-102. 130 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) N Abb. 24 Kartierung der Gräber der Stufe Latène A im Gräberfeld von Hallstatt (nach Stöllner 2002). Die Kartierung der insgesamt wenigen Lt A-zeitlichen Gräber im Hallstätter Gräberfeld durch Th. Stöllner ergab (Abb. 24), dass just in jener Nordecke der von Ramsauer ergrabenen Fläche eine ausgeprägte Häufung von frühlatènezeitlichen Bestattungen zu finden ist 132. Hier scheinen nach einer längeren Unterbrechung in der späten Junghallstattzeit in der Stufe Latène A wieder gehäuft Bestattungen angelegt worden zu sein; Grab 994 fügt sich hier als reichstes Grab dieser Epoche in Hallstatt sehr gut ein. Unter den frühlatènezeitlichen Bestattungen in Hallstatt ist Grab 994 das einzige Grab, das Angriffs- und Schutzwaffen enthielt und außerdem auch noch durch die Beigabe eines Bronzegefäßes ausgezeichnet wurde. Während die Bewaffnung, abgesehen von einem Panzer oder Schild aus vergänglichen organischen Materialien, als vollständig betrachtet werden muss, kann der Siebtrichter nur als »pars pro toto« Beigabe verstanden werden, denn aus einem Trichter kann man nicht ernsthaft trinken. Sie sollte andeuten, dass der in Grab 994 beigesetzte Mann zu den Personen zählt, die Feste veranstalten durften und konnten. Allgemein lässt sich für die Schlussphase der Hallstattkultur wie für die Frühlatènezeit eine Tendenz zu immer kleineren Bronzegeschirrausstattungen feststellen 133. Ein auffälliger Unterschied zwischen dem Schwertgrab von Hallstatt und den reichsten Bestattungen aus Hallein-Dürrnberg, der Pfalz, dem Hunsrück-Eifelgebiet und der Champagne stellt das Fehlen der Wagenbeigabe dar. Dazu sei angemerkt, dass auch während der älteren Eisenzeit in Hallstatt in keinem einzigen Falle ein vollständiger Wagen im Grab deponiert wurde, obwohl es im nordwestlichen Alpenvorland gang und gäbe war, herausragende Persönlichkeiten mit einem solchen Gefährt beizusetzen 134. Der einzige 132 133 Stöllner 2002, 358 Karte 145. – Morton 1953, 98. Schönfelder 2001, 330. – Dehn / Egg / Lehnert 2005, 237. 134 Vgl. dazu die Zusammenstellung bei Pare 1992, 219-344 Abb. 134. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 209 Anklang an diese Sitte in Hallstatt war die einmalige Deponierung von vier Achsnägeln in Grab 507 135. Allgemein war man der Ansicht, dass die Lage in den Alpen sowie die Enge auf den Bestattungsplätzen von Hallstatt den Einsatz von Wagen, sei es im Transportwesen wie im Grabbrauch, kaum sinnvoll erscheinen lässt. Auf die besondere Stellung des Kriegers aus Grab 994 von Hallstatt weist schließlich auch die eingangs zitierte anthropologische Analyse der sterblichen Überreste aus Grab 994 von Hallstatt hin. Die Anthropologen charakterisierten ihn als keineswegs muskelschwach, aber der Mann besaß nicht den wuchtigen Körperbau der anderen Skelette aus Hallstatt, weshalb sie ihn für einen Angehörigen der oberen Gesellschaftsschicht hielten 136. An den Beigaben von Grab 994 von Hallstatt besticht die konsequent westliche Prägung durch die gerade im Entstehen begriffene Latènekultur. Alle Waffen von der kleinen Lanzenspitze über das Schwert bis zum Helm sind Produkte dieser Kultur, und auch die Beigabe eines Siebtrichters fügt sich, auch wenn es sich um ein lokales Erzeugnis zu handeln scheint, gut hier ein. Nur ganz im Hintergrund spiegeln die narrativen Bilder auf der Schwertscheide einen südostalpinen Einfluss wider. Rein theoretisch betrachtet hätte man in Hallstatt, das sehr enge Beziehungen zum Südostalpenraum besaß 137, auch einen zeitgleichen Negauer Helm vom slowenischen Typ beschaffen können 138, aber die führenden Eliten in Hallstatt orientierten sich trotz guter Kontakte zum Südostalpengebiet schon während der Hallstattzeit am Westhallstattkreis und bevorzugten das westlich orientierte Hallstattschwert und den Antennendolch als wichtigste militärische Statussymbole im Grabbrauch; diese Westprägung setzte sich auch in der Latènezeit fort. M.E. LITERATUR Adam 2002: A.-M. Adam, Les passoires dans le monde celtique: form, origine, usage. In: Repas des vivants et nourriture pour les morts en Gaule. Actes XXVe colloque AFEAF Charleville-Mézières 2001. Mém. Soc. Arch. Champenoise 16 (Reims 2002) 143156. Banck-Burgess 1999: Hochdorf IV. Die Textilfunde aus dem späthallstattzeitlichen Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) und weitere Grabtextilien aus hallstatt- und latènezeitlichen Kulturgruppen. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 70 (Stuttgart 1999). Barth / Urban 2007: F. E. Barth / O. H. Urban, Neues zur Schwertscheide von Hallstatt. In: Scripta praehistorica in honorem Biba Teržan. Situla 44 ( Ljubljana 2007) 391-403. Bartel 1997: A. Bartel, Die organischen Reste an der bronzenen Schnabelkanne des Keltenfürsten vom Glauburg, Wetteraukreis (Grab 1). Germania 75, 1997, 522-541. 1990: J. Biel, Fortsetzung der Siedlungsgrabung in EberdingenHochdorf, Kreis Ludwigsburg. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1990 (1991), 89-93. Bittel / Kimmig / Schieck 1981: K. Bittel / W. Kimmig / S. Schieck (Hrsg.), Die Kelten in Baden-Württemberg (Stuttgart 1981). Bol 1985: P. C. Bol, Antike Bronzetechnik. Kunst und Handwerk antiker Erzbildner (München 1985). Bonnamour 1990: L. Bonnamour (Hrsg.), Du silex à la poudre ... 4000 ans d`armement en Val de Saône (Montagnac 1990). Dehn 1970: W. Dehn, Ein keltisches Häuptlingsgrab aus Hallstatt. In: Krieger und Salzherren. Hallstattkultur im Ostalpenraum. RGZM Ausstellungskat. 4 (Mainz 1970) 72-81. Dehn / Egg / Lehnert 2005: R. Dehn / M. Egg / R. Lehnert, Das hallstattzeitliche Fürstengrab im Hügel 3 von Kappel am Rhein. Monogr. RGZM 63 (Mainz 2005). Behrens 1920: G, Behrens, Die Latènezeit an der unteren Nahe. Veröff. Ver. Heimatkde. Kreuznach 34 (Kreuznach 1920). Dezsö / Curtis 1991: T. Dezsö / J. Curtis, Assyrian Iron Helmets from Nimrud now in the British Museum. Iraq 53, 1991, 105126. Biel 1985: J. Biel, Der Keltenfürst von Hochdorf (Stuttgart 1985). Drescher 1958: H. Drescher, Der Überfangguß (Mainz 1958). 135 136 Pare 1992, 339 Taf. 127, D. Ehgartner / Kloiber 1959, 29. 210 137 138 Vgl. Egg 1986, 66-82. Vgl. Egg 1978, 191-201. M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Echt 1992: R. Echt, Untersuchungsbericht zum verzierten Bronzeblech »b« mit Lötfuge. In: Megaw / Megaw / Nortmann 1992, 125-128. Hachmann 1990: R. Hachmann, Gundestrup-Studien – Untersuchungen zu den spätkeltischen Grundlagen der frühgermanischen Kunst. Ber. RGK 71/2, 1990 565-903. 1999: R. Echt, Das Fürstinnengrab von Rheinheim. Studien zur Kulturgeschichte der Früh-La-Tène-Zeit. Saarbrücker Beitr. Altkde. 3 (Bonn 1999). Haffner 1976: A. Haffner, Die westliche Hunsrück-Eifel-Kultur. Röm.-German. Forschungen 36 (Berlin 1976). Egg 1978: M. Egg, Das Grab eines unterkrainischen Kriegers aus Hallstatt. Arch. Korrbl. 8, 1978, 191-201. 1986: M. Egg, Italische Helme: Studien zu den ältereisenzeitlichen Helmen Italiens und der Alpen. Monogr. RGZM 11 (Mainz 1986). 1988: M. Egg, Oberitalische Kegelhelme und Tessiner Helme. Lokale Erzeugnisse der Eisenzeit. In: Antike Helme. Monogr. RGZM 14 (Mainz 1988) 271-275. 1992: A. Haffner, Die frühlatènezeitlichen Fürstengräber von Hochscheid im Hunsrück. Trierer Zeitschr. 55, 1992, 25-103. 1993: A. Haffner, Die keltischen Schnabelkannen von BasseYutz in Lothringen. Arch. Mosellana 2, 1993, 337-360. 1999: A. Haffner, Ein Frühlatèneschwert mit anthropoïdem Knauf von Bescheid, Landkreis Trier-Saarburg. In: Archéologie des Celtes. Mélanges à la mémoire de René Joffroy. Protohist. Européenne 3 (Montagnac 1999) 123-129. 1996: M. Egg, Das hallstattzeitliche Fürstengrab von Strettweg bei Judenburg in der Obersteiermark. RGZM Monogr. 37 (Mainz 1996). 2000: A. Haffner, Ein Schwert mit Vergangenheit. Zum Ortbandschlußstück aus Hügel II von Weiskirchen im Saarland. In: Studia antiquaria – Festschrift für Niels Bantelmann. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 63 (Bonn 2000) 89-98. 1999: M. Egg, Waffenbrüder? Eine ungewöhnliche Bestattung der Frühlatènezeit in Novo mesto in Slowenien. Jahrb. RGZM 46, 1999, 317-356. Hald 1980: M. Hald, Ancient Danish Textiles from Bogs and Burials. Publications of the National Mus. Arch.-Hist. Ser. 21 (Kopenhagen 1980). Egg / Eibner 2005: M. Egg / A. Eibner, Einige Anmerkungen zur figural verzierten Bronzesitula aus Doljenske Toplice in Slowenien. Arch. Korrbl. 35, 2005, 191-204. Hallein 1980: Die Kelten in Mitteleuropa. Ausstellungskat. Hallein 1980 (Salzburg 1980). Egg / Spindler 1992: M. Egg / K. Spindler, Die Gletschermumie vom Ende der Steinzeit aus den Ötztaler Alpen – Vorbericht. Jahrb. RGZM 39, 1992 (1993), 3-100. Ehgartner / Kloiber 1959: W. Ehgartner u. Ä. Kloiber, Das anthropologische Material. In: K. Kromer, Das Gräberfeld von Hallstatt (Florenz 1959) 29-38. Eichberg 1987: M. Eichberg, Scutum. Die Entwicklung einer italisch-etruskischen Schildform von den Anfängen bis zur Zeit Cäsars. Europ. Hochschulschr. R 38, Ser. 38, Bd. 14 (Frankfurt 1987). Favière / Boudet / Nicolle 1964: J. Favière / R. Boudet / J. Nicolle, Un tertre funéraire protohistorique à Saint-Denis-de-Palin (Cher). Gallia 22, 1964, 231-247. Filip 1956: J. Filip, Keltové ve střední Evropě (Praha 1956). Fourdrignier 1875/76: E. Fourdrignier, Double sépulture gauloise de la George-Meillet. Mém Soc. Agriculture Marne 1875/76, 125-133. Frey 1966: O.-H. Frey, Ein verzierter Ohrring aus Stična. Jahrb. RGZM 13, 1966, 44-48. 1997: O.-H. Frey, Ein frühkeltischer Fürstengrabhügel am Glauberg im Wetteraukreis, Hessen – Die »Fürstengräber«. Germania 75, 1997, 485-522. Hansen 2003: L. Hansen, Die Panzerung der Kelten – Eine diachrone und interkulturelle Untersuchung eisenzeitlicher Rüstungen (Kiel 2003). Hauschild 2005: M. Hauschild, Das Ltènezeitliche Brandgrab 4 von Wallertheim (Rheinhessen) mit Siebtrichter. Zur Entwicklung und Funktion der bronze- und eisenzeitlichen Siebgefäße (Magisterarbeit Kiel 2005). Herrmann 1997: F.-R. Herrmann, Ein frühkeltischer Fürstengrabhügel am Glauberg im Wetteraukreis, Hessen – Die steinernen Statuen. Germania 75, 1997, 474-485. Hoernes 1900: M. Hoernes, Gravierte Bronzen aus Hallstatt. Jahreshefte Österr. Arch Inst. 3, 1900 32-39. Hundt 1974: H.-J. Hundt, Die Textilreste aus den Gräbern vom Dürrnberg. In: F. Moosleitner / L. Pauli / E. Penninger, Der Dürrnberg bei Hallein II. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 17 (München 1974) 135-142. Jacobsthal 1944: P. Jacobsthal, Early Celtic Art (Oxford 1944). Joachim 1984: H.-E. Joachim, Zu einem verzierten FrühlatèneSchwert von Kruft, Kreis Mayen-Koblenz. Arch. Korrbl. 14, 1984, 397-400. 1995: H.-E. Joachim (Hrsg.), Waldalgesheim. Das Grab einer keltischen Fürstin. Kat. Rhein. Landesmus. Bonn 3 (Bonn 1995). Kaul 1991: F. Kaul, Gundestrupkedlen (Kopenhagen 1991). 2004: O.-H. Frey, Zur Kampfesweise der Kelten. In: H. Heftner / K. Tomaschitz (Hrsg.), Ad Fontes! Festschrift für Gerhard Dobesch zum fünfundsechzigsten Geburtstag (Wien 2004) 645651. Kern 1993: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 32, 1993, 708. 1994: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 33, 1994, 530. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 211 1995a: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 34, 1995, 669. 1995b: A. Kern, Ein neues Brandgrab vom Hallstätter Gräberfeld. In: Der Spurensucher – Zum 200. Geburtstag von Johann Georg Ramsauer. Kat. Oberösterreich. Landesmus. Linz (Linz 1996) 97-100. 1996: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 35, 1996, 451454. 1997: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 36, 1997, 808. 1998: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 37, 1998, 733734. 2000: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 39, 2000, 611. 2002: A. Kern, Hallstatt. Fundber. Österreich 41, 2002, 618619. Kern / Ruß 2003: A. Kern / D. Ruß, Hallstatt. Fundber. Österreich 42, 2003, 682-684. Megaw / Megaw 1992: V. J. S. Megaw / R. M. Megaw, Die Verzierung des Siebtrichters von Hoppstädten. In: Hundert Meisterwerke keltischer Kunst. Schmuck und Kunsthandwerk zwischen Rhein und Mosel. [Ausstellungskat. Trier 1992] (Trier 1992) 99104. Megaw / Megaw 1989: R. M. Megaw / V. J. S. Megaw, Celtic Art from its Beginnings to the Book of Kells (New York 1989). Megaw / Megaw / Nortmann 1992: V. J. S. Megaw / R. M. Megaw / H. Nortmann, Neue Untersuchungen zum frühlatènezeitlichen Siebtrichter von Hoppstädten. Trierer Zeitschr. 55, 1992, 105128. Mötefindt 1916: H. Mötefindt, Zur Geschichte der Löttechnik in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Bonner Jahrb. 123/2, 1916, 132-189. Morton 1953: F. Morton, Hallstatt und die Hallstattzeit. 4000 Jahre Salzkultur (Hallstatt 1953). Knez 1986: T. Knez, Novo mesto I. Halštatski grobovi / Hallstattzeitliche Gräber. Carniola Arch. 1 (Novo mesto 1986). Much 1889: M. Much: Sammlung von Abbildungen vorgeschichtlicher und frühgeschichtlicher Funde aus den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie. Kunsthist. Atlas. 1 (Wien 1889). Krämer 1952: W. Krämer, Eine Siedlung der Frühlatènezeit in Straubing a. d. Donau (Niederbayern). Germania 30, 1952, 256262. Negruela Martinez 1990: I. Negruela Martinez, Los Monumetos escultoricos Ibericos del Cerrillo de Porcuna (Jaén) (Madrid 1990). Kromer 1959: K. Kromer, Das Gräberfeld von Hallstatt (Florenz 1959). Neugebauer 1980: J.-W. Neugebauer, Tönerne Leisten für Schnabelschuhe der Hallstatt-Kultur aus Somerein, Niederösterreich. Arch. Korrbl. 10, 1980, 331-336. Lejars 2003: Th. Lejars, Les fourreaux d’épée laténiens. Supports et ornamentation. In: D. Vitali (Hrsg.), L’immagine tra mondo Celtico e mondo Etrusco-Italica. Aspetti della cultura figurativa nell’Antichità. Stud. e Scavi 20 (Bologna 2003) 9-70. Lindenschmit 1890/91: L. Lindenschmit (d. Ä.), Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt und das vorgeschichtliche Eisenschwert nördlich der Alpen. Archiv Anthr. 19, 1890/91, 309-315. 1900: L. Lindenschmit (d. Ä.), Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt. In: Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit Bd. 4 (Mainz 1900) Taf. 32. Lorenz 1978: H. Lorenz, Totenbrauchtum und Tracht. Untersuchungen zur regionalen Gliederung in der frühen Latènezeit. Ber. RGK 59, 1978, 1-380. Lucke / Frey 1962: W. Lucke / O.-H. Frey, Die Situla in Providence. Röm.-Germ. Forsch. 26 (Berlin 1962). Mano-Zisi / Popović 1969: D. Mano-Zisi / L. Popović, Der Fund von Novi Pazar (Serbien). Ber. RGK 50, 1969, 191-208. 1996: J.-W. Neugebauer, Eine frühlatènezeitliche Gräbergruppe in Inzersdorf ob der Traisen, NÖ. In: E. Jerem u.a. (Hrsg.), Die Kelten in den Alpen und an der Donau. Akten Internat. Symposion St. Pölten 1992. Archaeolingua 1 (Budapest, Wien 1996) 111-178. Neugebauer / Gattringer 1981: J. W. Neugebauer / A. Gattringer, Herzogenburg-Kalkofen, ein ur- und frühgeschichtlicher Fundplatz im unteren Traisental. Fundber. Österreich Materialh. A1 (Wien 1981). Nortmann / Ehlers 1995: H. Nortmann / S. Ehlers, Die frühlatènezeitlichen Grabhügel auf dem »Dreikopf« bei Pellingen, Kreis Trier-Saarburg. Trierer Zeitschr. 58, 1995, 69-142. Oesterwind 1991: B. C. Oesterwind, Anmerkungen zu einem frühlatènezeitlichen Waffengrab von Langenlonsheim, Kr. Bad Kreuznach. Arch. Korrbl. 21, 1991, 387-392. Osterhaus 1966: U. Osterhaus, Die Bewaffnung der Kelten zur Frühlatènezeit in der Zone nördlich der Alpen. Dissertation Philipps-Univ. Marburg (Marburg 1966). Megaw 1981: J. V. S. Megaw, Zum Stil des bronzenen Knaufbeschlags eines Frühlatèneschwertes von Herzogenburg, NÖ. In: Neugebauer / Gattringer 1981, 39-41. 1969: U. Osterhaus, Zu verzierten Frühlatènewaffen. In: O.-H. Frey (Hrsg.), Marburger Beiträge zur Archäologie der Kelten. Festschrift für Wolfgang Dehn zum 60. Geburtstag am 6. Juli 1969. Fundber. Hessen Beih. 1 (Bonn 1969) 134-144. 1987: J. V. S. Megaw, An Early La Tène Sword »from Hallstatt« in the Evans Collection, Ashmolean Museum, Oxford. Arch. Korrbl. 17, 1987, 97-101. 1981: U. Osterhaus, Zur Funktion und Herkunft der frühlatènezeitlichen Hiebmesser. Kl. Schr. Vorgesch. Seminar Marburg 9 (Marburg 1981). 212 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) Pare 1992: Ch. F. E. Pare, Wagons and Wagon-Graves of the Early Iron Age in Central Europe. Oxford Univ. Comm. Arch. Monogr. 35 (Oxford 1992). Pauli 1973: L. Pauli, Ein latènezeitliches Steinrelief aus Bormio am Stilfser Joch. Germania 51, 1973, 85-120. 1978: L. Pauli, Der Dürrnberg bei Hallein III. Auswertung der Grabfunde. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 18 (München 1978). 1980: L. Pauli, Novo mesto – Hallstatt – Berru. Eine ungewöhnliche Beigabe in reichen Kriegergräbern der Frühlatènezeit. Situla 20/21, 1980 (Festschr. S. Gabrovec), 353-363. Penninger 1972: E. Penninger, Der Dürrnberg bei Hallein I. Katalog der Grabfunde aus der Hallstatt- und Latènezeit. Erster Teil. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 16 (München 1972). Preinfalk 2005: F. Preinfalk, Grabhügel am Ufer der Perschling. In: Zeitschienen. Voom Tullnerfeld ins Traisental. Archäologische Funde aus 20.000 Jahren. Fundber. Österreich Materialh. A, Sonderh. 2 (Wien 2005) 90-97. Prüssing 1991: G. Prüssing, Die Bronzegefäße in Österreich. PBF II, 2 (München 1983). Puš 1991: I. Puš, Molnik – Sedež prazgodovinskih Knezov (Ljubljana 1991). Rätsel 2002: Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Ausstellungskat. Frankfurt (Stuttgart 2002). Rapin 1999: A. Rapin, L’armement celtique en Europe: chronologie de son évolution technologique du Ve au Ier s.av. J.C. Gladius 19, 1999, 33-67. 2000: A. Rapin, L’équipement militaire de la tombe à char de Bouraton (Aube). Bull. Soc. Arch. Champenoise 93/2, 2000, 1342. 2002: A. Rapin, Die Großplastik in Südfrankreich und die keltische Kunst. In: Rätsel 2002, 223-228. 1974: U. Schaaff, Keltische Eisenhelme aus vorrömischer Zeit. Jahrb. RGZM 21, 1974 149-204. 1988: U. Schaaff, Keltische Helme: In: Antike Helme. Monogr. RGZM 14 (1988) 293-317. Schefold 1993: K. Schefold, Götter- und Heldensagen der Griechen in der früh- und hocharchaischen Kunst (München 1993). Schnellenkamp 1932: W. Schnellenkamp, Ein Grabhügel bei Wallerstädten in Hessen-Starkenburg mit Bestattungen der Hallstatt-, Latène- und Merowingerzeit. Mainzer Zeitschr. 27, 1932, 59-74. Schönfelder 1999: M. Schönfelder, Knöpfe an Schuhen der Frühlatènezeit. Arch. Korrbl. 29, 1999, 537-552. 2001: M. Schönfelder, Die etruskischen Bronzebecken aus dem Samsbacher Forst, Lkr. Schwandorf. Jahrb. RGZM 48, 2001, 309-335. 2004: M. Schönfelder, Das frühlatènezeitliche Grab eines Reiters und Wagenfahrers aus Châlons-en-Champagne, Dép. Marne. Jahrb. RGZM 50, 2003 (2004), 231-278. 2005: M. Schönfelder, Le casque de la tombe à char de SommeTourbe »La Gorge-Meillet« (Marne). Ant. Nat. 36, 2004, 207214. 2007: M. Schönfelder, Traces organiques sur quelques armes celtiques de la Champagne. Mém. Soc. Eduenne 57/2, 2003/04 (2007), 53-64. Situlenkunst 1962: Situlenkunst zwischen Po und Donau. Ausstellungskat. (Wien 1962). Sormaz / Stöllner 2005: T. Sormaz / Th. Stöllner, Zwei hallstattzeitliche Grabkammern vom Dürrnberg bei Hallein – Neue dendrochronologische Ergebnisse zum Übergang von der Hallstatt- zur Frühlatènezeit. Arch. Korrbl. 35, 2005 361-376. Stead / Rigby 1999: I. M. Stead / V. Rigby, The Morel Collection. Iron Age antiquities from Champagne in the British Museum (London 1999). Rasen-Windschnur 1999: Urne, Beil und Steigeisen – Archäologie in Rasen-Windschnur und der rätselhafte Rieserfernerfund. [Ausstellungskat. Rasen-Antholz] (Brunneck 1999). Steingräber 1984: S. Steingräber (Hrsg.), Catalogo Ragionata della Pittura Etrusca (Mailand 1984). Reinecke 1911: P. Reinecke, Grabfunde der ersten La Tènestufe aus Nordostbayern. In: Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit 5 (Mainz 1911) Taf. 50. Stöllner 2002: Th. Stöllner, Die Hallstattzeit und der Beginn der Latènezeit im Inn-Salzach-Raum. Arch. in Salzburg 3/I (Salzburg 2002). Robert 1881: C. Robert, Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage (Berlin 1881). Rozoy 1987: J.-G. Rozoy, Les Celtes en Champagne. Les Ardennes au second Age du Fer: le Mont Troté, les Rouliers. Mém. Soc. Arch. Champenoise 4 (Reims 1987). Teržan 1998: B. Teržan, Auswirkungen des skythisch geprägten Kulturkreises auf die hallstattzeitlichen Kulturgruppen Pannoniens und des Ostalpenraumes. In: B. Hänsel / J. Machnik (Hrsg.), Das Karpatenbecken und die osteuropäische Steppe. Südosteuropa-Schr. 20, Prähist. Arch. Südosteuropa 12 (Rahden/Westf. 1998) 511-560. Sankot 2003: P. Sankot, Les épées du début de La Tène en Bohême. Fontes Arch. Pragenses 28 (Praha 2003). Thill 1972: G. Thill, Frühlatènezeitlicher Fürstengrabhügel bei Altrier. Hémecht 24, 1972, 487-498. Schaaff 1973: U. Schaaff, Frühlatènezeitliche Grabfunde mit Helmen vom Typ Berru. Jahrb. RGZM 20, 1973 (1975), 81-106. Tomedi / Appler 2001: G. Tomedi / H. Appler, Neue Zeugnisse der Situlenkunst aus Nordtirol. In: Archäologische Forschungen und Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 213 Grabungsberichte aus Tirol. ArcheoTirol Kl. Schr. 3, 2001, 113122. Urartu 1976: Urartu – Ein wiederentdeckter Rivale Assyriens. Ausstellungskat. (München 1976). v. Kurzynski 1996: K. von Kurzynski, »... und ihre Hosen nennen sie bracas«. Textilfunde und Textiltechnologie der Hallstatt- und Latènezeit und ihr Kontext. Internat. Arch. 22 (Espelkamp 1996). v. Sacken 1875: E. von Sacken, Über einige Funde im Grabfelde bei Hallstatt. Mitt. Zentralkomm. N. F. 1, 1875, 1-13. Westphal 1982: H. Westphal, Zur Technik früher Hartlötungen – Beobachtungen an einem eisernen Beschlag. Arbeitsbl. Restauratoren 1982/2, Gruppe 1/Eisen, 175-180. Winghart 1999: S. Winghart, Die Wagengräber von Poing und Hart an der Alz. Evidenz und Ursachen spätbronzezeitlicher Elitenbildung in der Zone nordwärts der Alpen. In: Eliten in der Bronzezeit. RGZM Monogr. 43, 1 (Mainz 1999) 515-532. Wirobal 1996: K. H. Wirobal, Isidor Engel – »Salinenzeichner«, Ausgräber und Hallstatt-Chronist. In: Der Spurensucher – Zum 200. Geburtstag von Johann Georg Ramsauer. Kat. Oberösterreich. Landesmus. Linz (Linz 1996) 31-42. Zeller 1980a: K. W. Zeller, Neue Grabungen auf dem Dürrnberg – Techniken und Ergebnisse. In: Hallein 1980, 159-181. 1980b: K. W. Zeller, Kriegswesen und Bewaffnung der Kelten. In: Hallein 1980, 111-132. 1992: K. W. Zeller, Dürrnberg, Grab 200. Ein zerstörtes frühlatènezeitliches Fürstengrab? Saarbrücker Stud. u. Mat. Altkde. 1, 1992, 99-105. 2003: K. W. Zeller, Die »Nordgruppe« – ein latènezeitliches Gräberfelde am Fuße des Putzenkopfes auf dem Dürrnberg bei Hallein. Fundber. Österreich 42, 2003, 525-558. Zuffa 1960: M. Zuffa, Infundibula. Stud. Etruschi 28, 1960, 165207. ZUSAMMENFASSUNG Das bereits 1875 publizierte frühlatènezeitliche Grab 994 von Hallstatt wird hier erneut vorgelegt – zum ersten Mal mit einer vollständen Dokumentation der noch vorhandenen Beigaben. Die Ausstattung mit Eisenhelm vom Typ Berru, drei Lanzenspitzen, Schwert mit Scheide aus Eisen und Bronze, bronzenem Siebtrichter, eisernem Hiebmesser sowie mindestens einem Bronzebügel von einer Gurtgarnitur kennzeichnet den Toten als hervorragenden Krieger und Veranstalter von Festen. Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht eine ausführliche Analyse der Schwertscheide mit bronzener, figural verzierter Vorderseite sowie bronzenem Ortband. Eine verfeinerte Gliederung der Ortbänder wurde dabei erstellt. Die szenische Darstellung wurde neu interpretiert: Eine Gruppe von Reitern attackiert die Soldaten zu Fuß und tötet einen von ihnen. Diese Darstellung wird genauso wie die doppelte vorhandene Szene mit den beiden Personen, die ein Rad halten sowie die Ringkampfszene auf mythische Vorstellungen zurückgeführt. Die Bildinhalte besitzen lange Traditionen – Parallelen finden sich auf spätlatènezeitlichen Darstellungen des Gundestrup-Kessels wieder. Die gravierten Szenen sind soweit einmalig und können auch nur indirekt im Zusammenhang mit der Situlenkunst gesehen werden. Die dargestellten Details sind eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion der Bekleidung – mit Schnabelschuhen, Hose, Obergewand, aber auch zu Frisur und Bewaffnung. Der Siebtrichter aus Bronze ist einheimischer Produktion; seine lange, mit einer Lötnaht verschlossene Tülle bestimmt seinen Verwendungszweck zum Befüllen geschlossener Gefäße, etwa Kannen, d.h. im Rahmen eines komplexen Bankettes. Diese Idee setzt weitreichende Beziehungen mit der etruskischen Kultur voraus. Da der Siebtrichter als symbolischer Gegenstand für eine Bronzegeschirrgarnitur zu interpretieren ist, kennzeichnet er den Toten als Ausrichter von Festen. Mit seiner Ausstattung zeigt sich der Krieger von Grab 994 auf die Latènekultur hin orientiert, zahlreiche Parallelen sind mit Funden vom Dürrnberg bei Hallein zu ziehen. In der Stufe Lt A ist der Bergbau in Hallstatt noch nicht beendet – weitere Gräber sind an den Rändern der alten Ausgrabungsflächen noch zu erwarten. Mit Grab 994 erfassen wir einen Protagonisten der frühlatènezeitlichen Salzmine von Hallstatt. 214 M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich) SUMMARY On the Early La Tène grave 994 containing a sheath with figural decoration from Hallstatt (Upper Austria) This is a new presentation of the Early La Tène grave 994 from Hallstatt already published in 1875, which for a first time offers a complete documentation of the preserved grave-goods. The inventory comprises an iron helmet of type Berru, three lanceheads, a sword with a sheath of iron and bronze, a bronze straining funnel, an iron slashing knife and at least one bronze bow of a belt and characterises the deceased as a distinguished warrior and host of feasts. The centre of the contribution is the detailed analysis of the sheath with bronze front bearing a figural ornament, and bronze chape. A more precise classification of chapes was produced here and the scenic representation was re-interpreted. A group of horsemen attacks foot soldiers and kills one of them. There is also a group of two people holding a wheel which is found twice on the sheath and a wrestling scene. All three motifs are believed to go back to mythological sources. They have long traditions – parallels are found in the Late La Tène decorations of the Gundestrup cauldron. However, the engraved scenes are unique and can only to a limited extent be understood in the context of the decorations of the situla style. The details of the representations are an important source for the reconstruction of the garment – with crakowes (keine bessere Übersetzung gefunden), trousers, overclothes, but also for the hairstyle and the armament. The bronze straining funnel is a local product; its long nozzle closed with a soldered weld, indicates its function as filling closed vessels, for instance jugs, i.e. in the context of a complicated banquet. This idea results from extensive relations with the Etruscan culture. As the straining funnel is interpreted as representative for a set of bronze tableware it characterises the deceased as a host of banquets. The furnishing of grave 994 presents the warrior who is buried here as somebody who follows the La Tène culture. There are numerous comparable finds on the Dürrnberg at Hallein. In period Lt A mining in Hallstatt had not finished – further graves are to be expected on the edges of the old excavation area. In grave 994 we meet a protagonist of the Early La Tène salt mining in Hallstatt. Übersetzung M. Struck RÉSUMÉ La tombe 994 de la nécropole de Hallstatt était déjà publiée en 1875. Ici elle est présentée pour la première fois avec l'intégralité de la documentation disponible et des mobiliers funéraires d'accompagnement subsistants. Ce mobilier, composé d'un casque de fer de type Berru, de trois pointes de lance, d'une épée avec son fourreau de fer et de bronze, d'une passoire de bronze, d'un couteau à viande et d'au moins un élément de bronze en provenance d'une ceinture caractérise le défunt comme un guerrier d'exception qui organisait de grands festins. La partie centrale de l'article consiste en l'analyse détaillée du fourreau qui présente un décor figuré sur sa face visible et d'une bouterolle de bronze. Une typologie affinée des bouterolles a ainsi pu être mise en place. La scène figurée sur le fourreau a été réinterprétée: un groupe de cavaliers attaque des fantassins et tue l'un d'entre eux. Cette représentation est à rattacher à des notions mythologiques, tout comme celle des deux personnes qui tiennent une roue ou la scène de lutte. Le contenu représenté se rattache à une longue tradition – on trouve également des parallèles sur le chaudron de Gundestrup à La Tène finale. Les scènes représentées sont pour l'instant uniques et ne peuvent être rattachées que de manière indirecte à l'art des situles. Les détails sont une source iconographique importante pour la reconstitution de l'habillement – poulaines, pantalon, pourpoint, mais aussi coiffure et armement. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 53 · 2006 215 La passoire de bronze est une production locale, sa longueur, avec un bec riveté définit sa fonction pour remplir des conteneurs fermés, comme par exemple des cruches, c.à.d. au sein d'un banquet complexe. Cette idée relève de relations fortes avec la culture Etrusque. Dans la mesure où la passoire est à interpréter comme la représentation symbolique d'une vaisselle de bronze, elle définit le défunt comme organisateur de banquets. L'équipement du guerrier de la tombe 994 montre qu'il était au courant/au fait de la culture Latènienne, de nombreux parallèles sont à trouver au Dürrnberg de Hallein. A La Tène A la mine de Hallstatt est toujours exploitée – de nouvelles tombes sont à attendre en limite des anciennes fouilles. La tombe 994 nous permet de saisir un protagoniste de la mine de sel de Hallstatt au début de la période de La Tène. Übersetzung L. Bernard Farbtafeln zur Schwertscheide Farbtafel Farbtafel Farbtafel Farbtafel Farbtafel Farbtafel 216 1, 1, 2, 2, 3 4 1 2 1 2 Erstes Radträgerpaar (vgl. Beilage 1, Szene 1). Zweites Radträgerpaar (vgl. Beilage 1, Szene 5) Die hinteren Reiter (vgl. Beilage 1, Szene 2) Die vorderen Reiter (vgl. Beilage 1, Szene 3). Die Krieger zu Fuß (vgl. Beilage 1, Szene 4). Der Ringkampf (vgl. Beilage 1, Szene 6). M. Egg u.a. · Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 von Hallstatt (Oberösterreich)